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Gut, dass es Freunde und Geschwister gibt

Kinderräder, Deutschkurse, Wohnungen: Eine Privatinitiative kümmert sich um syrische Flüchtlingsfamilien Von Uli Schulte Döinghaus

Von Uli Schulte DöinghausMohammed H. (alle Namen wurden von der Redaktion geändert) ist einer dieser Ärzte, die zurzeit überall gesucht und gebraucht werden, besonders auf dem Land. So könnte er ab sofort als Kinderarzt in einer Praxis im Bayerischen Wald einspringen. Ein Kollege wartet schon ungeduldig. Der Kinderarzt aus Syrien könnte also in Deutschland einer sinnvollen, ordentlich bezahlten Arbeit nachgehen, Steuern und Sozialabgaben bezahlen. Er könnte für sich, seine Frau und vier Kinder eine neue bürgerliche Existenz in Deutschland aufbauen, ohne auf staatliche Zuwendungen angewiesen zu sein – zur Freude der bundesdeutschen Steuerzahler.Könnte, hätte, würde. Dass diese so einfach klingende Geschichte in der Möglichkeitsform und im Ungefähren schwebt, das hat etwas mit dem Status zu tun, den Mohammed H. zurzeit in Deutschland hat. Seine Familie und er sind im Februar dieses Jahres aus dem Bürgerkriegsland Syrien geflohen, sie „genießen“ eine Art sehr vorläufiger Anwesenheitserlaubnis, die es nicht erlaubt, eine Arbeit aufzunehmen, auch wenn Mohammed H. damit sofort beginnen könnte und auch dann, wenn er als Haus- und Kinderarzt noch so dringend gebraucht wird. Mohammed H. hatte sich mit seiner Familie auf den Weg nach Deutschland gemacht, weil er Angst um das Leben seines ältesten Sohnes hatte. Der Siebzehnjährige, kurz vor dem Schulabschluss, musste mit der Einberufung zur syrischen Armee rechnen und damit, auf Gleichaltrige schießen zu müssen und selbst zu Schaden zu kommen. Das wollten er, seine Mutter, sein Vater und die Geschwister unbedingt verhindern – und sie begaben sich auf die Flucht nach Deutschland, wo sein Bruder Abdul seit Jahrzehnten lebt und als Ingenieur arbeitet. (…)

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