Der Chef des Deutschen Historischen Museums in Berlin, Raphael Gross, hat in der Debatte über Antisemitismus im Kulturbereich die Bezeichnung Israels als Kolonialstaat zurückgewiesen. Die Empörung über koloniale Verbrechen werde missbraucht und gegen Israel als angeblichen Kolonialstaat gerichtet, erklärte der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum in einem Gastbeitrag in der „Berliner Zeitung“ (Donnerstag).
„Der Begriff “Genozid„ wird so ausgeweitet, dass die Schoah nur noch als ein Verbrechen unter vielen erscheint und relativiert wird“, bemängelte Gross. Diese Instrumentalisierung postkolonialer Empörung für Antisemitismus sei heute „zu einem weltweit verbreiteten kulturellen Code geworden“, kritisierte Gross. Dieser neue Code drohe „zu einer Art kultureller Eintrittskarte zu werden“.
Hintergrund der Debatte ist, dass der Berliner Senat seit Ende vergangenen Jahres von Kultureinrichtungen, die öffentliche Gelder erhalten, die Unterzeichnung einer sogenannten Antidiskriminierungsklausel und ein Bekenntnis, gegen Antisemitismus vorzugehen, fordert.