Von Florian Kunz
Ambivalente Gefühle kennzeichnen den vierten Adventssonntag. Nur zwei Tage vor dem Heiligen Abend vermengt sich die Vorfreude auf liebste Menschen mit dem Erwartungsdruck, ein gelingendes Fest wuppen zu müssen. In der WhatsApp-Familiengruppe bahnen sich erste Konflikte an, weil Sonja ankündigt, ihren neuen Freund, den noch keiner kennt, mitzubringen und Paul lieber mit Kumpels feiern will.
Auch der Klangraum der Lesungen des Vierten Advents ist vielstimmig, stellenweise dissonant. Ob als Bräutigam vorgestellt (Jesaja 62,1–5) oder als Baby im Mutterleib hüpfend (Lukas 1,25–56), die Nähe des Herrn erzeugt Freude (Philipper 4,4). In Korinth dagegen erzeugt das Fernbleiben eines anderen Herrn Frust. Wegen eines Konflikts mit der dortigen Gemeinde hat Paulus seinen Besuch storniert. Die Korinther werfen ihm vor, er rede so und handle anders. „Ja“ sagen und „Nein“ meinen?
Das ist das Hintergrundrauschen zum Predigttext, in dem Paulus gegen alle Vieldeutigkeit radikal einseitig redet. In Jesus Christus gibt’s kein „Ja“ und „Nein“, sondern nur „Ja“! Dicker unterstreichen lässt sich das kaum. Hier ist Weihnachten am Vierten Advent schon da …Florian Kunz ist Pfarrer der Kirchengemeinde Zum Heilsbronnen und Stellvertretener Superintendent im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg.
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