Plautilla Bricci und Astra Zarina teilen das Schicksal vieler Frauen ihrer Zeit: Ihr Werk wurde kaum anerkannt. In der Casa di Goethe wird derzeit über die Architektinnen geforscht, die beide einen Bezug zu Rom haben.
Das Museum Casa di Goethe in Rom fördert Studien über den Einfluss der Architektin Plautilla Bricci auf das barocke Rom. Bricci (1616-1705) habe nicht nur Bauwerke errichtet, sondern auch gemalt, sagte die Kulturjournalistin Laura Helena Wurth am Dienstagabend in Rom. Als Stipendiatin des Goethe-Hauses stellt sie der Römerin Bricci die lettisch-amerikanische Architektin Astra Zarina (1929-2008) gegenüber.
Zarina erhielt als erste Frau ein Stipendium der American Academy in Rom und wirkte in den 60er Jahren maßgeblich an der Gestaltung des Märkischen Viertels in Berlin. “Bricci und Zarina haben das Bild ihrer jeweiligen Stadt beeinflusst, werden jedoch kaum erwähnt”, so die Architekturkritikerin Wurth.
Die Ergebnisse ihrer Studien verarbeitet die Autorin in einem Radiofeature, das Anfang Dezember im Deutschlandfunk Kultur gesendet werden soll. Die Casa di Goethe, das einzige von der Bundesregierung geförderte deutsche Museum im Ausland, vergibt zweimonatige Stipendien an Kunst- und Kulturschaffende verschiedener Richtungen. Im Haus in der Via del Corso 18 wohnte Goethe während seiner Italienischen Reise 1786 bis 1788.
Bricci, die von ihrem Vater stark gefördert wurde, erlangte schon mit kaum 20 Jahren mit dem Gemälde “Madonna mit Kind” Bekanntheit. In der Folge erhielt sie weitere Aufträge für Altarbilder. Sie wurde unter anderen von dem französischen Kardinal Mazarin unterstützt und vermutlich auch als Architektin ausgebildet. Bricci lieferte Entwürfe für die prächtige Villa von Elpidio Benedetti am Gianicolo, die jedoch nur teilweise umgesetzt wurden. Möglicherweise profilierte sich ihr Bruder Basilio auf ihre Kosten als Architekt. Später erhielt sie den Auftrag, die Seitenkapelle der französischen Nationalkirche San Luigi dei Francesi komplett umzugestalten und ein großes Altarbild des Heiligen Ludwig zu malen.
2019 veröffentlichte Melania G. Mazzucco einen biografischen Roman über Bricci: Der Titel “L’Architettrice” greift Briccis eigene Wortschöpfung auf, denn die Bezeichnung “Architektin” existierte im 17. Jahrhundert noch nicht. Zur Frankfurter Buchmesse erschien kürzlich die deutsche Übersetzung “Die Villa der Architektin” (Folio Verlag).