Das Edwin-Scharff-Museum im bayerisch-schwäbischen Neu-Ulm befasst sich dieses Jahr gleich doppelt mit dem Thema Tanz. Die erste Ausstellung beginnt in wenigen Wochen. Dabei geht es unter anderem um Frauen-Befreiung.
“Jeder Mensch ist ein Tänzer” – so heißt die neue Sonderausstellung des Edwin-Scharff-Museums in Neu-Ulm. Die Schau läuft vom 1. Februar bis 22. Juni. Sie wirft laut Ankündigung einen Blick auf die Anfänge des künstlerischen Tanzes und seiner Darstellung in der Kunst. Im Mittelpunkt stehen demnach Persönlichkeiten wie Isadora Duncan, Loïe Fuller und Vaslav Nijinsky, die die Entwicklung einer neuen Ausdrucksform prägten, die bald als “Ausdruckstanz” bekannt wurde.
“Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich gleichzeitig mit verschiedenen Reformbewegungen ein ganz neues Körpergefühl, das gerade auch im Tanz eine bislang ungekannte Darstellungsweise findet”, so das Museum. Befreit von Korsett und Spitzenschuhen werde der Körper selbst zum gestaltenden Medium. “Bildende Kunst und neuer Tanz treten bald in einen fruchtbaren Dialog.”
Obwohl das Statische von Skulptur und Plastik scheinbar im Widerspruch zu den tänzerischen Bewegungen stehe, seien es gerade Bildhauerinnen und Bildhauer, die der künstlerische Tanz fasziniert habe. “Analog zum Ausdruckstanz spricht der Bildhauer Georg Kolbe sogar von ‘Ausdrucksplastik’, wenn er Tänzer in ihren Drehungen darstellt.”
Das Edwin-Scharff-Museum zeigt in seiner Schau nach eigenen Angaben rund 140 Exponate – neben bildhauerischen Arbeiten auch viele Zeichnungen, die das Flüchtige der Tanzbewegung veranschaulichen, sowie Fotografien und Filme der Tanzpionierinnen. “Vor allem die Frauen emanzipieren sich, schaffen eigene Choreographien und behaupten sich in einer männlich dominierten Gesellschaft. Sie entscheiden sich oftmals bewusst für die künstlerische Tätigkeit statt der Ehe und werden zu selbstständigen Unternehmerinnen, die nach Unabhängigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe streben.”
Die männlichen Tänzer kämpfen ebenfalls gegen geschlechtsstereotype Erwartungen und stellen Emotionen in den Mittelpunkt ihrer Tänze, wie es heißt. “Das Changieren zwischen weiblichen und männlichen Rollenzuschreibungen irritiert die Zuschauenden, fasziniert aber wohl auch gleichermaßen.”
Dem Thema Tanz wird das Scharff-Museum später noch eine zweite Ausstellung widmen: “Tanze dein Leben / Tanze dich selbst” soll vom 6. Dezember 2025 bis 3. Mai 2026 gezeigt werden und die 1920er Jahre in den Fokus nehmen.