Wie verhindert man, dass jemand von der Duisburger Rheinbrücke in den Tod springt? Polizeiseelsorger Martin Bauer wählt einen ungewöhnlichen Weg: Er springt selbst – und lässt sich von dem Suizid-Kandidaten retten.
Das Besondere an diesem neuen Krimi ist seine Hauptperson: eben jener Martin Bauer, evangelischer Polizeiseelsorger und nebenher, weil seine Fälle ihn manchmal nicht loslassen, auch noch Ermittler auf eigenen Faust. Nach den Pfarrhaus-Krimis der vergangenen Jahre eine neue Perspektive: Ein Polizeiseelsorger ist jemand, der nah dran ist am Alltag der Ermittlerinnen und Ermittler und doch dabei gleichzeitig am Rande steht. Er wird gerufen, wenn ein Einsatz besonders belastend ist und steht zur Verfügung, wenn Polizistinnen und Polizisten einen Gesprächpartner brauchen. Der Blick des Glaubens wirft dabei ein neues Licht auf die dunklen Seiten der Polizeiarbeit.
Das Autoren-Duo Peter Gallert und Jörg Reiter, das bisher vor allem gemeinsam Fernseh-Drehbücher geschrieben hat, hat gut recherchiert. Die Beschreibung des Pfarrers, seine Rolle als Seelsorger in einem harten Berufsumfeld und seine eigenen Glaubensfragen wirken überzeugend, ohne im Vordergrund zu stehen. Dass die Hauptperson eines Krimis sich mit familiären Problemen herumschlagen muss, gehört inzwischen ja dazu – in diesem Fall eine freiheitsliebende Tochter und eine vorwurfsvolle Ehefrau. Gebraucht hätte das Buch diesen Nebenschauplatz nicht, um spannend zu bleiben.
Natürlich ist „Glaube Liebe Tod“ weder ein theologisches Buch noch das Psychogramm des Berufs Polizeiseelsorger. Es ist ein solide geschriebener Krimi mit viel Ruhrgebiets-Kolorit und einem überzeugenden Spannungsbogen. Zu empfehlen für Liebhaber von Kriminalromanen, die eine gut erzählte Geschichte lieber mögen als Folter und Leichen auf jeder zweiten Seite. Ein zweiter Band ist für Mai 2018 angekündigt. leg
Peter Gallert/Jörg Reiter: Glaube Liebe Tod. Ullstein-Buchverlage, 406 Seiten, 9,99 Euro.