Thüringens neue Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD) hat zu Impfungen gegen Kinderlähmung aufgerufen. Dass in mehreren deutschen Großstädten die für die Krankheit verantwortlichen Polioviren im Abwasser nachgewiesen worden seien, deute darauf hin, dass die Viren wieder im Umlauf seien, erklärte die Ministerin am Mittwoch in Erfurt. Kinderlähmung sei hochansteckend und könne zu schlimmsten Beeinträchtigungen der Muskulatur und dauerhaften Lähmungen führen.
Eltern sollten demnach den Impfschutz ihrer Söhne und Töchter überprüfen. Die Krankheit treffe vor allem Kinder unter fünf Jahren. Eine Auswertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeige, dass viele Kinder in Deutschland nicht ausreichend gegen Polio geimpft seien.
Die Grundimmunisierung sollte laut RKI im ersten Lebensjahr abgeschlossen sein. Tatsächlich verfügten aber 79 Prozent der Kinder in Deutschland im Alter von zwölf Monaten über keinen vollständigen Impfschutz. In Thüringen seien es sogar 83 Prozent.
Die Daten zeigten, dass viele Impfungen noch im Kleinkindalter nachgeholt werden. Doch selbst im Alter von zwei Jahren seien immer noch 23 Prozent der Thüringer Kinder nicht ausreichend geschützt. Die Ständige Impfkommission empfehle die Polio-Impfung.
Polio-Viren werden hauptsächlich durch Schmierinfektion übertragen. Seit den 1950er Jahren sind Impfstoffe dagegen verfügbar. Die Erkrankungszahlen sind seitdem stark rückläufig. Große Gesundheitsorganisationen arbeiten seit Jahren auf die Ausrottung von Polio hin. Allerdings verbreitet sich die Krankheit aktuell wieder in Afghanistan und Pakistan.