Knapp fünf Jahre nach der schwersten antisemitischen Tat der US-Geschichte haben sich die Geschworenen in einem Strafprozess für die Todesstrafe gegen den bereits verurteilten Robert Bowers ausgesprochen, wie US-Medien berichteten. Der heute 50-Jährige hatte am 27. Oktober 2018 in der Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh im US-Staat Pennsylvania acht Männer und drei Frauen erschossen.
Nach mehrwöchigem Prozess in Pittsburgh berieten die Geschworenen nach Berichten örtlicher Medien zehn Stunden lang, bevor sie zu ihrer Empfehlung kamen. Bowers war von dem Geschworenengericht bereits im Juni schuldig gesprochen worden.
Prozess offenbart Details über antisemitische Motive des Täters
Die Anklage warf Bowers vor, er habe die Morde von langer Hand geplant. Beim Prozess wurden zahlreiche Details über seine antisemitischen Motive bekannt. Die Verteidigung brachte vor, der Täter sei wegen Schizophrenie und anderer psychischer Leiden nicht zu rationaler Planung fähig gewesen.
Angehörige von neun der elf Opfer schrieben in der Zeitung Pittsburgh Jewish Chronicle, Bowers habe die Todesstrafe verdient für seinen „brutalen, kaltblütigen Akt des Hasses“. Rabbiner Jonathan Perlman von der New Light-Gemeinde, die in der Tree of Life-Synagoge zusammenkommt, erklärte dagegen, die jüdische Tradition lehne die Todesstrafe ab. Bowers hatte nicht um Vergebung gebeten und sich auch nicht entschuldigt.
Opfer des Attentats sind Joyce Fienberg (75), Richard Gottfried (65), Rose Mallinger (97), Daniel Stein (71), Melvin Wax (87), Irving Younger (69), Jerry Rabinowitz (66), Bernice Simon (84), Sylvan Simon (87) sowie Cecil Rosenthal (59) und David Rosenthal (54).
Hintergrund: Todesstrafe in den USA
In den USA werden Todesurteile fast ausschließlich von Gerichten der einzelnen Bundesstaaten gefällt – gewöhnlich bei Mord in schweren Fällen. Der Mordprozess in Pennsylvania fand hingegen vor einem US-Bundesgericht statt.
US-Präsident Joe Biden und US-Justizminister Merrick Garland sind grundsätzlich gegen die Todesstrafe, auch wenn sie gegen den Prozess in Pittsburgh offenbar keine Einwände erhoben haben. Als Präsidentschaftskandidat versprach Biden, er werde sich für die Abschaffung der Todesstrafe auf nationaler Ebene einsetzen, und die Bundesstaaten dazu anregen, dem Beispiel der Regierung zu folgen. Zur Begründung der Todesstrafe in Pittsburgh verwies die dortige Staatsanwaltschaft auf die Schwere des Anschlags und den Hass des Täters gegen Juden.