Christian Stückl soll auch 2030 die Passionsspiele in Oberammergau leiten. Das habe der Gemeinderat bei einer nicht-öffentlichen Sitzung mehrheitlich beschlossen, teilten die Gemeinde und die Passionsspiele gemeinsam mit. Stückl wolle das historische Stück in Form einer modernen Inszenierung weiterentwickeln, sagte Bürgermeister Andreas Rödl (CSU). Der Vertrag mit dem 62 Jahre alten Intendanten des Münchner Volkstheaters soll im kommenden Jahr unterschrieben werden.
Die offizielle Zustimmung des Gemeinderats setzt einen vorläufigen Schlusspunkt unter die von Diskussionen geprägte Suche nach einem Spielleiter. Wer Stückls Stellvertreter wird, soll im kommenden Jahr entschieden werden. Der Sprecher der Passionsspiele, Frederik Mayet, sagte auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), dass alles auf das gleiche Modell wie bereits 2022 hinauslaufe: Demnach würde erneut Abdullah Karaca die zweite Spielleitung übernehmen. Stückl wolle wieder mit dem „alten Team“ antreten.
Streit um den Spielleiter-Posten für Oberammergauer Passionsspiele
Der Streit um den Spielleiter-Posten war durch einen Gemeinderatsbeschluss Ende Juni ausgelöst worden: Erstmals in der Geschichte konnten sich Interessierte in einem freien Verfahren für die Spielleitung bewerben. Stückl, der seit 1990 ohne Unterbrechung die Spielleitung in Oberammergau innehatte, wertete das Vorgehen als Affront gegen sich – und offenbar auch den Umstand, dass sich sein bisheriger Stellvertreter Abdullah Karaca, der lange als Stückls dramaturgischer Ziehsohn galt, um die Spielleitung und damit um seine Nachfolge bemüht hatte.
Die in der Regel alle zehn Jahre stattfindenden Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1633 zurück und sind ein riesiger Wirtschaftsfaktor für den kleinen Ort. Mehr als 400.000 Menschen aus aller Welt besuchten zuletzt die mehr als 100 Vorstellungen über die letzten Tage im Leben Jesu besucht. Darsteller und Spielleiter müssen entweder in Oberammergau geboren sein oder seit 20 Jahren dort wohnen.