UK 7/2016 Kirchenwahlen (Seite 1, Leitartikel: „Tag der Entscheidung“)
Am 14. Februar wurden in der Evangelischen Kirche von Westfalen die Presbyterien neu besetzt. Wenn man davon ausgeht, dass in den allerwenigsten Kirchengemeinden überhaupt gewählt wurde, ist der Begriff „besetzt“ richtig gewählt.
Im Gemeindebezirk, in dem ich gern zu Hause bin, wurde gewählt. Alle Kandidatinnen und Kandidaten wussten, dass drei von ihnen nicht ins Presbyterium einziehen würden, eine mutige Entscheidung bei der Kandidatur.
In meiner Stadt wurde leider nur in einem Bezirk gewählt.
UK titelte „Die Chefs der Kirche“ und meinte, dass diese Chefs in der Gemeinde wirklich etwas zu sagen hätten und bestimmen, wo es lang geht. In Gesprächen mit Presbyterinnen und Presbytern höre ich immer wieder, dass es in langen Sitzungen oft nur um Finanzen, Gebäudefragen und Personal geht. Geistliche Themen, Bedenken von theologischen Fragen kommen so gut wie gar nicht vor. Themen der Landeskirche wie zum Beispiel Hauptvorlagen können meist aus Zeitgründen gar nicht behandelt werden. Diese wichtige Arbeit überlässt man allenfalls den Kreissynoden, in denen meist Pfarrerinnen und Pfarrer die Richtung vorgeben.
Ganz schlecht ist es um die Einbeziehung der Gemeindeglieder bestellt. Die Gottesdienstbesucher müssen sich allenfalls zufrieden geben mit dem Abkündigungshinweis, dass in der kommenden Woche das Presbyterium tagt. Über Inhalte erfährt kaum jemand etwas.
So bin ich zum Beispiel gespannt, ob bei dem Bericht über die Visitation in unserer Stadt am 11. März zur Sprache kommt, dass in fast keiner Gemeinde regelmäßige Gemeindeversammlungen stattfinden, obwohl die Gemeindeordnung der westfälischen Kirche solche Versammlungen jährlich vorsieht.
In vier Jahren wird es aber bestimmt eine Gemeindeversammlung geben, auf der vorgetragen wird, wie wichtig das Presbyteramt sei. Es sei denn, bestimmte Meinungsführer in der Gemeinde wollen gar keine Wahl. Das ist nur mit Arbeit verbunden, und im Übrigen hat man genügend Kandidaten.
Ich freue mich, dass in meinem Gemeindebezirk sechs Menschen gewählt worden sind, auch wenn drei Kandidatinnen leicht enttäuscht waren und die Wahlbeteiligung bei nur 6,97 Prozent lag.
Erhard Schübel, Diakon, Recklinghausen
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