Der US-amerikanische Geisteswissenschaftler und Jurist Mark A. Lotito hat den diesjährigen Internationalen Melanchthonpreis der Stadt Bretten erhalten. Gewürdigt wurde seine wissenschaftliche Arbeit zur abendländischen Geschichtsschreibung auf Grundlage von Philipp Melanchthons Universalgeschichte, der Carionschen Chronik von 1532, wie die Europäische Melanchthon-Akademie am Samstag mitteilte. Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff übergab die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung.
Mit seiner Doktorarbeit „The Reformation of Historical Thought“ (Die Reformation des historischen Denkens) habe Marc Lotito eine umfassende Darstellung der Staatstheorie Melanchthons vorgelegt, sagte der Direktor der Europäischen Melanchthon-Akademie, Professor Günter Frank. Darin erläutere Lotito, wie Melanchthons Schrift mit der mittelalterlichen päpstlichen Geschichtsschreibung breche.
Durch die Carionsche Chronik sei Melanchthon zu einem einflussreichen Staatstheoretiker und Reichsverfassungsrechtler geworden, sagte Frank. Für Theologen, Historiker und Juristen sei dessen Schrift ein wissenschaftlicher Ausgangspunkt geworden, um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Heiligen Römischen Reichs neu zu diskutieren.
Preisträger Lotito erläuterte, wie aufgrund von Melanchthons Wirken Geschichte als Unterrichtsfach Anfang des 16. Jahrhunderts zu einem festen Bestandteil des deutschen Universitätslehrplans wurde. So habe sich Melanchthon bereits 1520 für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Geschichte in Wittenberg eingesetzt.
Carions Chronik sei in insgesamt mehr als 200 Ausgaben und dreizehn verschiedenen Sprachen veröffentlicht worden. Diese große Zahl zeuge von der Beliebtheit der Chronik als Geschichtslehrbuch, so der Experte. Zudem sei es Melanchthon sehr wichtig gewesen, den Druck der Chronik zu kontrollieren und selbst zu überarbeiten.
Die Stadt Bretten vergibt den Internationalen Melanchthonpreis seit 1988 alle drei Jahre. Die Ehrung gilt einem gedruckten Werk, das die Kenntnis über Melanchthons Leben und Werk vertieft. (0353/18.02.2024)