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Gefährliche Blockadebildung

UK 23/2016, AfD (Seite 1: „Widersprechen! Aber wie?“)
AfD, Pegida & Co auszugrenzen fördert eine gefährliche Blockadebildung in unserer Gesellschaft, und diese Haltung der Kommunikationsverweigerung der großen Kirchen ist zutiefst unchristlich und gefährdet den Frieden in unserer Gesellschaft.
Wir müssen wahrnehmen, dass sich im politischen Spektrum unserer Gesellschaft neue Gruppen und Kreise bilden, die ihre Ängste und Bedürfnisse, zwar oft für den politischen und religiösen Disput unbrauchbar, aber dennoch menschlich hörbar äußern. Dass wir Fremdenfeindlichkeit und jegliche Einschränkung der Religionsfreiheit ablehnen, ist klar. Wenn wir aber diese rechts eingestellten Gruppen völlig außen vor lassen und den politischen Diskurs mit ihnen verweigern, weil wir sie ausschließen (das bedeutet auch nach einigen erfolgreichen Wahlen in manchen Bundesländern, dass wir die politische Realität ausblenden) oder einfach so festlegen, dass mit ihnen kein politisches Gespräch möglich sei, dann werden wir blind:
Politisch gesehen sind die Kirchen momentan die Katalysatoren einer allzu menschlichen Flüchtlingspolitik, wobei es eigentlich unser Basis-auftrag ist, den Dienst der öffentlichen Verkündigung des Wortes Jesu Christi wahrzunehmen. Das bedeutet, dass wir das eine tun, aber das andere nicht lassen dürfen.
Wir sind davon bedroht, den Kontakt zu den Menschen zu verlieren, die einmal in unserer Kirche waren und sich dann abgewandt haben. Gott freut sich mehr über einen reuigen Sünder als über 100 Gerechte, die ihr politisch reines Gewissen vor sich her tragen. Unser Auftrag geht immer weiter und ist umfassender als wir es erahnen: Darum muss unser ganzer Einsatz dem Frieden im Lande dienen.
Kommunikationsverweigerung fördert eine Blockadebildung in der Gesellschaft, fördert Vorurteile und Schubladendenken, alles Entwicklungen, die wir mit größter Sorge wahrnehmen: Diesen gefährlichen Entwicklungen sollten wir nach bestem Wissen und Gewissen mit dem begegnen, was unsere Aufgabe ist: „Staune und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“
Pfarrerin Anne Kathrin Kemper,
Bad Wünnenberg