Die Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt zeigt ab Dienstag die Sonderausstellung „Jugendstrafvollzug in der DDR“ des Vereins Zeit-Geschichte(n) aus Halle. Sie thematisiert die Geschichte und Bedeutung des sogenannten Jugendhauses in Halle, teilte die Stiftung Ettersberg am Donnerstag in Weimar mit. Die 1971 eröffnete Einrichtung war nach Angaben eines Stiftungssprechers die größte und modernste Jugendhaftanstalt der DDR.
Sie beherbergte zeitweise bis zu 1.200 männliche, meist jugendliche Häftlinge. Das Jugendhaus sollte als Besserungsanstalt fungieren. Anders als in regulären Gefängnissen sollte die Strafdauer vom Erziehungserfolg abhängig gemacht werden. Daher wurde die Haftzeit nicht bei der Verurteilung, sondern erst während des Aufenthalts abhängig von der Beurteilung des Jugendlichen festgelegt. Die Strafdauer betrug mindestens ein Jahr, maximal drei Jahre.
Wie die Ausstellung unter anderem zeigt, heben ehemalige Inhaftierte den Charakter der Einrichtung als Jugendgefängnis hervor. Tatsächlich seien die Jugendhäuser in der DDR Gefängnisse für junge Menschen ab 14 Jahren gewesen, die entweder kriminelle Straftaten begangen hatten oder wegen politischer Delikte zu Haftstrafen verurteilt wurden.
Die Ausstellung informiert den Angaben zufolge über das Geschehen hinter den Gefängnismauern in Halle und gibt Einblicke in den Haftalltag. Dieser war durch militärischen Drill gekennzeichnet. Machtmissbrauch durch Bedienstete und die oft mit Gewalt durchgesetzte Häftlingshierarchie konterkarierten den offiziellen Erziehungsanspruch.