Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat den Haftbefehl gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verurteilt. „Die Beantragung eines Haftbefehls gegen Benjamin Netanjahu durch den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs ist ein Schlag ins Gesicht der jüdischen und der demokratischen Welt“, sagte sie am Mittwoch. Knobloch kritisierte vor allem den Zeitpunkt des Haftbefehls.
Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, hatte am Montag Haftbefehle gegen Netanjahu und seinen Verteidigungsminister Joav Galant beantragt – sowie gegen mehrere Hamas-Führer. Dies sei eine Gleichsetzung mit führenden Terroristen, „die das schlimmste Pogrom gegen jüdische Menschen seit dem Holocaust befehligt haben“, sagte Knobloch, die auch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist.
„Ein Chefankläger, der keinen Unterschied zwischen einem terroristischen Angriff und der legitimen Verteidigung eines Staates macht und der sich zudem kaum um Diktatoren kümmert, sie unbehelligt unterdrücken und morden lässt, untergräbt seine Glaubwürdigkeit“, kritisierte Knobloch. „Mehr noch: Er spielt dem zynischen Treiben der Terroristen in die Hände.“
Die islamistische, propalästinensische Terror-Organisation Hamas hatte am 7. Oktober 2023 Israel überfallen, etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 weitere verschleppt. Als Reaktion auf das Massaker überzog Israel den Gaza-Streifen mit einem massiven Bombardement und drang mit Bodentruppen in das Gebiet ein. (01/1574/22.05.2024)