Kein Geld, aber etwas bewegen wollen. So ging es Paul Dalby, als er Pastor in Schneverdingen wurde. Sein Projekt hätte kaum ehrgeiziger sein können: „Wir wollten eine Gemeinde gründen und eine Kirche bauen“, so der 63-Jährige Theologe, der sich vor Kurzem in den Ruhestand verabschiedet hat. Das Kunststück gelang. Zehn Jahre später feierte die Markusgemeinde im Südosten von Schneverdingen ihren ersten Gottesdienst in der eigenen „Eine-Welt-Kirche“, sogar die Expo 2000 hatte Geld dazugegeben. Für Dalby einer der schönsten Erfolgsmomente in seinem Leben.
Und ein lehrreicher. „Wer an zusätzliche Einnahmen zu den Kirchensteuern kommen wollte, kann Erfolg haben“, so Dalby, dessen Eltern ihr Geld als Selbstständige verdienten. Es brauche allerdings Einsatzbreitschaft und Ideen. „Es gab ja noch kein Handbuch für Kirchenleute, die Tipps zum Geldsammeln suchten.“ Vor der Jahrtausendwende habe die Landeskirche daran anders als die Diakonie noch kein Interesse gehabt.
Dalby: „Fundraising ist Beziehungsarbeit“
Doch angesichts seiner eigenen Erfahrungen hatte Dalby Feuer gefangen. Von 2001 bis 2003 wechselte er zum Projekt „Stiften ist menschlich“ der Hanns-Lilje-Stiftung. „Wir lernten, dass Fundraising ein Prozess ist. Und Stiftungen sind die Krönung“, so Dalby.
Auch in der Landeskirche setzte angesichts des sich ankündigenden demografischen Wandels ein Umdenken ein. Ab 2003 arbeitete Paul Dalby im Landeskirchenamt, um ein professionelles Fundraising aufzubauen – er wurde der erste professionelle kirchliche Fundraiser in Niedersachsen und galt bald auch als Institution. „Die erste Zeit bin ich durch die Lande gepilgert und habe den Unterschied zum Spendensammeln erklärt, erinnert sich Dalby. „Beim Fundraising gehe es nicht in erster Linie um Geld für ein Projekt, sondern um die Suche nach Menschen, die ihr Geld, ihre Zeit oder ihre Kontakte beisteuern. Fundraising ist Beziehungsarbeit“, so Dalby, der das landeskirchliche Fundraising dann seit 2010 leitete. Unermüdlich vernetzte er Fundraiser, bildete annähernd 1000 von ihnen aus.
“Theologen glauben, Geld kommt automatisch”
Noch gut erinnert sich Dalby, dass er sich mit dem Verhältnis der Kirche zum Geld auseinanderzusetzen hatte. „Theologen haben das Gefühl, Geld kommt automatisch.“ Doch Geld dürfe keine Selbstverständlichkeit sein. „Heute fragen die Menschen immer stärker nach dem Nutzen, und Kirche muss sich rechtfertigen.“ Dabei könnten die Techniken des Fundraising helfen.