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Fuldaer Bischof nimmt Stellung zu Missbrauchsbericht – 120 Betroffene

Von Verantwortung und Versagen: Vergangene Woche wurde der Missbrauchsbericht für das katholische Bistum Fulda vorgestellt. Nach eingehender Lektüre will Bischof Michael Gerber sich Donnerstag ausführlich dazu äußern.

Wie geht es weiter mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im katholischen Bistum Fulda? Bischof Michael Gerber will sich an diesem Donnerstag ausführlich zu dem Abschlussbericht äußern, den die unabhängige Aufarbeitungskommission vergangene Woche vorgestellt hatte. Demnach gab es seit 1945 mindestens 120 mutmaßlich Betroffene von sexuellem Missbrauch und 37 mutmaßliche Täter. Das Gremium hatte in den vergangenen vier Jahren systematisch 2.124 Personalakten gesichtet und ausgewertet.

Bischof Gerber, der das Bistum seit 2019 leitet und auch stellvertretender Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz ist, zeigte sich vergangenen Dienstag bei der Übergabe des Berichts erschüttert und versprach, die Aufarbeitung fortzuführen und die Prävention weiter auszubauen: “Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen, und ich bitte um Entschuldigung – und ich weiß, dass eine Bitte nicht genügt.”

Die Kommission hatte auch konkrete Vorschläge zur Fortführung der Aufarbeitung gemacht. Unter anderem legte sie dem Bistum nahe, die Fortsetzung der Aufarbeitung durch ein neues unabhängiges Gremium mit an den bisherigen Erkenntnissen aufbauendem Auftrag zu gewährleisten.

Zudem brauche es für Betroffene niederschwellige, gut strukturierte Angebote mit klarer Kennzeichnung von Ansprechpersonen. Hilfsangebote dürften nicht standardisiert sein, sondern müssten mit den Wünschen und Forderungen der Betroffenen übereinstimmen, heißt es im Bericht.

Ähnliche Aufarbeitungs-Kommissionen gibt es in fast allen katholischen Bistümern in Deutschland. Sie gehen auf eine Vereinbarung der Bischöfe aus dem Jahr 2020 mit dem damaligen Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zurück.