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Für die CSU ist die Würzburger OB-Wahl ein schwieriges Pflaster

Für die CSU ist Würzburg ein schwieriges Pflaster – zumindest bei Oberbürgermeisterwahlen. Seit 1952, seit die Würzburgerinnen und Würzburger ihr Stadtoberhaupt direkt wählen, holten die Christsozialen nur ein Mal die Mehrheit. Immerhin: Bei der vorgezogenen Wahl am 5. Mai tritt mit der zweiten Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg überhaupt wieder jemand mit CSU-Parteibuch an. Denn die beiden vergangenen OB-Wahlen gewann zwar die CSU, ihr Kandidat und aktueller Oberbürgermeister Christian Schuchardt ist als gebürtiger Frankfurter bis heute CDU-Mitglied. Er ist damit der bislang erste und nach wie vor einzige CDU-Oberbürgermeister in Bayern.

Bei der vorgezogenen Wahl gehen voraussichtlich drei Kandidatinnen und ein Kandidat ins Rennen um das Amt der Oberbürgermeisterin beziehungsweise des Oberbürgermeisters. Neben Judith Roth-Jörg will sich auch Martin Heilig zur Wahl stellen, er ist aktuell erster Bürgermeister und Stellvertreter Schuchardts. Für die SPD kandidiert Eva von Vietinghoff-Scheel, die zuvor eineinhalb Jahre das Kommunalunternehmen im Landkreis Würzburg geleitet hatte. Zudem will Claudia Stamm den Chefsessel im Rathaus. Die Tochter von CSU-Urgestein Barbara Stamm saß einst für die Grünen im Landtag, trat dort später aus und gründete zwischenzeitlich die Partei „Mut“.

Die Kandidatur von Stamm ist beim Blick in der Geschichte durchaus typisch würzburgerisch. Denn das bürgerliche Lager ist dort bis heute auf kommunaler Ebene extrem zersplittert. Neben der CSU gibt es aktuell gleich vier Parteien und Wählergemeinschaften, die mit im Stadtrat sitzen: die Würzburger Liste, die Freie Wählergemeinschaft, daneben noch das Bürgerforum Würzburg und Zukunft für Würzburg. Die Würzburger Liste wurde vom späteren Würzburger OB und früheren CSU-Mitglied Jürgen Weber gegründet, weil die Partei lieber – und so schließt sich der Kreis – Barbara Stamm aufstellte. Stamm unterlag bereits im ersten Wahlgang, Weber gewann die Stichwahl.

Ob Claudia Stamm, die schon lange nicht mehr in Würzburg wohnt, alleine durch ihren Namen die Zugkraft hat, der Partei ihrer 2022 verstorbenen Mutter gefährlich zu werden? Auf den Rathausfluren der Stadt – und vor allem in den Weinstuben – ist alleine schon die Kandidatur „der Stamm“ seit Wochen Gesprächsthema. Ob am Ende tatsächlich vier Personen antreten dürfen, ist noch unklar. Zwar soll Stamm, die als einzige Kandidierende ohne Stadtratsmitglieder im Rücken Unterschriften für die Zulassung zur Wahl sammeln musste, genügend Unterstützer zusammenbekommen haben. Allerdings tagt der Wahlausschuss für die Oberbürgermeister-Wahl erst am 25. März.

Auch ansonsten ist das Amt und die Wahl des Würzburger Oberbürgermeisters eine an Anekdoten reiche Facette der Stadtgeschichte. Zwischen 1945 und 1955 hatten insgesamt sechs Männer das Amt inne, darunter der bisang einzige CSU-Mann Hans Löffler (1946-1948 im Amt). Erst Pia Beckmann (2002-2008) holte den Chefsessel im Rathaus für die CSU zurück – nach 54 Jahren. Dazwischen lag auch eine lange SPD-Ära: Klaus Zeitler war von 1968 bis 1989 für die Sozialdemokraten Oberbürgermeister. Für überregionale Schlagzeilen sorgte Zeitler, 1990 aus der SPD ausgetreten, als er 1992 den rechtsgerichteten „Republikanern“ beitrat und später deren Bundesvorstand angehörte.

Dass die OB-Wahl in Würzburg vorgezogen werden muss, hat übrigens keine kommunalpolitischen Gründe – es geht vielmehr um die Berufswahl des aktuellen Amtsinhabers Christian Schuchardt. Seine zweite Amtszeit endet vorzeitig zum 30. Juni, eigentlich wäre erst im Frühjahr 2026 Schluss gewesen – ganz regulär mit der Kommunalwahl alle sechs Jahre. Doch zum 1. Juli tritt er seine neue Stelle als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags in Berlin an. (00/0957/21.03.2025)