Artikel teilen:

Früherer US-Finanzminister: Keine magische Lösung für Migration

Nächste Woche steht die Wahl in den USA an. Der ehemalige US-Finanzminister W. Michael Blumenthal blickt in dem Zusammenhang auf die Migrationsfrage – auch vor dem Hintergrund seiner eigenen Flucht vor den Nazis.

Für den Umgang mit Migration gibt es nach Worten des ehemaligen US-Finanzministers W. Michael Blumenthal kein einfaches Rezept. “Leider gibt es keine magische Lösung. Wir befinden uns in einer historischen Phase. Das Problem der Migration lässt sich derzeit nur temporär managen. Aber dafür muss man zunächst klar zwischen legaler und illegaler Einwanderung trennen”, sagte der 98-Jährige, der einst mit seiner Familie vor den Nazis nach Shanghai geflohen und später in die USA gegangen war, im Interview der “Jüdischen Allgemeinen” (Donnerstag).

Sowohl in den USA als auch in Deutschland gebe es Gesetze, nach denen Flüchtlinge, die vom Tode bedroht seien, ins Land gelassen würden. “Es steht auf einem anderen Blatt, dass heute in vielen Ländern ebenfalls eine große Angst herrscht, zu viele Ausländer kämen ins Land”, sagte der in Oranienburg geborene Blumenthal, der auch Direktor des Jüdischen Museums Berlin war.

“Natürlich habe ich allein aufgrund meiner eigenen Geschichte zunächst einmal Verständnis für jeden Menschen auf der Flucht. Aber ich verstehe auch die Angst, dass zu viele Menschen, die gar keinen Anspruch auf Asyl haben, in unsere Länder drängen.” Mit Blick auf die anstehende Präsidentschaftswahl in den USA sagte er, es gehe um die Frage eines politischen Managements. Für Kamala Harris und alle demokratischen Politiker werde es eine Herausforderung, “ohne Stigmatisierungen und ohne Ressentiments Lösungen zu finden, um die Zuwanderung fair und menschlich zu regulieren.”

Problematisch sei, “dass derzeit die allgemeine Angst vor Überfremdung von Demagogen wie Donald Trump ausgenutzt wird. Das ist skrupellos, aber es scheint zu funktionieren.” Umso wichtiger sei es, realpolitisch klug zu handeln.

Es bestehe kein Zweifel, dass ein Wahlsieg von Trump fatal wäre. “Wie fatal, das kann derzeit wohl niemand vorhersagen. Immerhin haben wir in den USA noch Gesetze und eine unabhängige Justiz. Es wird unmöglich für Trump sein, Gesetze – wie das einst Hitler in den ersten Tagen seiner Regierungszeit getan hat – einfach aufzuheben. Was das betrifft, sind wir in einer etwas besseren Situation.”