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Friedrich Nietzsches Nachlass in Weltdokumentenerbe aufgenommen

Handschriften, Fälschungen, Philosophenruhm: Friedrich Nietzsches Nachlass gehört jetzt zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Die Texte prägen bis heute nicht nur die Philosophie, sondern auch Kunst, Musik und Pop-Kultur.

Die Unesco-Kommission hat den literarischen Nachlass des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) ins Weltdokumentenerbe aufgenommen. Das teilte die Klassik Stiftung Weimar am Freitag mit. Die zum Nachlass gehörenden Manuskripte, Notizen, Briefe und Bücher befinden sich größtenteils im Goethe- und Schiller-Archiv und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, wo Nietzsche mit 55 Jahren geistig umnachtet starb.

Laut der Stiftung entfaltet der kritische Denker bis heute auch außerhalb akademischer Kreise in Kunst, Literatur, Musik und Pop-Kultur große Wirkung. Indem Nietzsche über den Aufstieg der Industriekultur, der Naturwissenschaften und der wissenschaftlichen Technik sowie des Geschichtsbewusstseins nachdachte, habe er auch den Verlust der Gewissheit, den Rückgang der gemeinsamen religiösen Orientierung und die Ungewissheit der Zukunft thematisiert.

Nietzsche hat seinen literarischen Nachlass nicht selbst geordnet, sondern mit seinem geistigen Zusammenbruch 1889 quasi in Rohform der Nachwelt überlassen. Seine Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche habe den Nachlass mit großem Engagement zusammengetragen, aber auch vor Fälschungen nicht zurückgeschreckt, so die Stiftung. Nietzsches Schriften seien immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen und Überarbeitungen gewesen. Auch deshalb seinen die Originalmanuskripte für das Verständnis seiner Philosophie von besonderer Bedeutung.

Das Weltdokumentenerbe der Unesco umfasst derzeit 496 Dokumente aus allen Weltregionen, darunter bislang 31 aus Deutschland wie die Himmelsscheibe von Nebra, frühe Schriften der Reformationsbewegung und die Gutenberg-Bibel. An Nietzsches 125. Todestag, am 25. August, will die Präsidentin der deutschen UnescoKommission, Maria Böhmer, die Aufnahme-Urkunde in Weimar feierlich übergeben.