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Freilichtmuseum Finsterau zeigt Ausstellung “Hölzl Steckerl Staberl”

Das niederbayerische Freilichtmuseum Finsterau zeigt bis Anfang November 2024 die Sonderausstellung „Hölzl Steckerl Staberl“. Sie dokumentiere eine alte Handwerkskunst, die im Bayerischen Wald einst Tradition hatte, teilte der Bezirk Niederbayern am Freitag zur Eröffnung mit. Neue Bildquellen und Objekte zeigten die Kraft und das handwerkliche Geschick, die das „Holzdrahthobeln“ verlange – und zeichneten ein Bild dieses besonderen Kapitels bayerischer Wirtschaftsgeschichte.

Einst habe ein dichtes Netz an Holzdraht-Werkstätten den Bayerischen Wald überzogen, sagte Kuratorin Franziska Oslmeier. Viele Menschen lebten von der Herstellung der bis zu sechs Meter langen Stäbe aus Fichten- oder Tannenholz, exportierten sie teils bis nach Übersee. Doch im Laufe des 20. Jahrhunderts und fortschreitender Industrialisierung sei das Handwerk fast in Vergessenheit geraten. Heute wüssten nur noch wenige um das Geheimnis der händischen Herstellung von Holzdraht.

Der Holzdrahthobel revolutionierte in den 1820er Jahren die Arbeit in Zündholzfabriken, erläuterte die Kuratorin. Ein einzelner Arbeiter habe in einem Zug hunderte Hölzer anfertigen können, anstatt sie mühsam von Hand zu spalten. Es dauerte allerdings keine 30 Jahre, bis die sich stets wandelnden chemischen Rezepturen und die immer effizienteren Maschinen den Absatz der handgehobelten Hölzer zurückgehen ließen. Holzdraht ließ sich aber auch verweben. Halbtextile, rollbare Matten wurden in alle Welt verkauft – zum Schutz vor der Sonne Südfrankreichs oder gar Kaliforniens.

Höhepunkte der Ausstellung seien ein originaler Webstuhl, motorisierte Hobelbänke und diverse Zündholzschachteln aus der Zeit vor und um 1900, die das Muzeum Sumavy Susice als Leihgaben beisteuerte. Zum Glück gebe es noch immer Menschen, die die Holzdrahtproduktion selbst gelernt oder beobachtet haben. „Aus ihren Werkstätten konnten wir viele interessante Objekte bergen, die alle einen Platz in der Ausstellung gefunden haben“, sagte die Kuratorin. Die Sonderausstellung ist bis zum 3. November zu sehen. (00/0393/02.02.2024)