Ein Kind zu verlieren, kann zum lebenslangen Trauma führen; geschieht dies durch mögliche Fehler bei der Geburtshilfe, sind Zorn und Wut nachvollziehbar. In Serbien wird darüber heftig diskutiert – und behördlich ermittelt.
Nach der missglückten Geburt eines Kindes ist in Serbien eine Debatte über Gewalt in der Geburtshilfe entflammt. Hunderte Frauen teilten in den vergangenen Tagen ihre Erfahrungen von physischer und psychischer Gewalt durch Gesundheitspersonal im Kreißsaal. In Belgrad und der östlichen Stadt Sremska Mitrovica gab es Proteste gegen die Gesundheitsbehörden.
Mit ihrer Entscheidung, die Geschichte ihrer missglückten Entbindung in Sozialen Medien zu erzählen, löste Marica Mihajlovic vergangene Woche einen Sturm aus. Die junge Serbin beschuldigte einen Arzt am Krankenhaus von Sremska Mitrovica, durch Vernachlässigung den Tod ihres ungeborenen, bis dahin gesunden Kindes herbeigeführt zu haben. Viele Frauen in dem südosteuropäischen Land teilten ihre Erfahrung. Sie berichteten auch von Gewalt und verweigerter Hilfe durch Hebammen und ärztliches Personal.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei Gewalt in der Geburtshilfe um ein globales Problem, das erst in den vergangenen Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erhalte. WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus reagierte traurig und besorgt auf die Berichte aus Serbien. “Gewalt hat nirgends einen Platz, schon gar nicht in Krankenhäusern”, so der WHO-Chef am Wochenende über den Kurznachrichtendienst X.
Gesundheitsministerin Danica Grujicic verwies Journalisten am Dienstag auf laufende Ermittlungen. Sie warnte, Missbrauch bei Geburten sei unzulässig; es dürfe aber auch zu keiner Hexenjagd gegen Gynäkologen kommen.