Der Museumsverband Hessen (MVH) sucht mit einem sogenannten Erstcheck in drei Museen nach NS-Raubkunst. Eine Provenienzforscherin werde die Sammlungen im Städtischen Museum in Hanau, dem Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld und im Wolfgang-Bonhage-Museum in Korbach überprüfen, teilte der Museumsverband (MVH) am Dienstag in Kassel mit. Der Start des bis 31. Juli dauernden Projektes sei in Hanau.
Der Verband hat 2022 bereits die Stadtmuseen in Bad Wildungen und Eschwege, das Vonderau Museum Fulda und das Heimatmuseum Reinheim auf jüdischen Vorbesitz untersucht. In Reinheim habe sich kein Verdacht ergeben, in Bad Wildungen, Eschwege und Fulda hingegen seien weitere Recherchen notwendig, sagte Saskia Johann, Referentin für Provenienzforschung des MVH, auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Dort werde es Folgeprojekte geben, um die Herkunft einzelner Objekte tiefer untersuchen zu können.
Die Museen in Hanau, Hünfeld und Korbach besitzen den Angaben zufolge Judaica-Objekte, bei denen die Herkunft und die Umstände des Eingangs in die jeweilige Sammlung unbekannt seien. Einige Objekte seien zudem im Kunst- und Antiquitätenhandel erworben worden. Dadurch ergäben sich Verdachtsmomente. Die Provenienzforscherin Jennifer Chrost werde deshalb die Eingangsbücher, die Inventare, den hauseigenen Schriftverkehr und einzelne Sammlungsstücke prüfen.
Die sogenannten Erstchecks helfen laut Mitteilung herauszufinden, ob ein Verdacht auf NS-Raubgut in den Sammlungen vorliegt und weiterer Forschungsbedarf besteht. „Sie sind gerade für kleine und mittelgroße Museen ein bewährter Einstieg in die Provenienzforschung, da diese aufgrund des Mangels an Personal, Zeit und Geld Provenienzforschung nicht proaktiv betreiben könnten“, sagte Johann. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste finanziere die aktuelle Arbeit in den drei Museen.