350 Stunden weniger Arbeit pro Jahr – Frauen arbeiteten 2023 im Schnitt weniger Stunden als Männer. Besonders in einer Altersgruppe ist die Differenz groß. Auch regionale Unterschiede sind vorhanden.
Im Jahr 2023 haben Frauen im Schnitt 350 Stunden weniger gearbeitet als Männer. Das entspreche einem Unterschied von 24 Prozent, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Diese Lücke zeige sich in allen Altersgruppen, besonders aber in der Familienphase, so die Forscher: “Frauen im Alter von 35 bis 39 Jahren arbeiteten im Schnitt 1.105 Stunden pro Jahr, bei den Männern waren es 1.569 Stunden.” Das entspricht einem Unterschied von gut 30 Prozent.
Gründe dafür seien vor allem unterschiedliche Teilzeitquoten und Wochenstunden von Frauen und Männern, heißt es weiter. Fast 60 Prozent der beschäftigten Frauen arbeiteten in Teilzeit, aber nur 20 Prozent der Männer. Zugleich hätten Frauen, die in Vollzeit tätig seien, rund fünf Prozent weniger Arbeitszeit als Männer in Vollzeit. “Männer und Frauen sind in verschiedenen Berufen und Branchen tätig”, erklärte Forscherin Susanne Wanger. “Aber insbesondere leisten Männer mehr Überstunden oder arbeiten häufiger in Führungspositionen mit sehr langen Arbeitszeiten.”
Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen Ost und West: In Westdeutschland habe die Differenz bei der Arbeitszeit bei 27 Prozent gelegen, im Osten nur bei 18 Prozent. Dort seien Frauen seit DDR-Zeiten stärker in den Arbeitsmarkt integriert. “Dies zeigt sich noch immer in einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie in niedrigeren Teilzeitquoten”, heißt es.
Seit 2000 hätten sich die Arbeitszeiten nur langsam angenähert, so die Studie: Die Lücke sei damals um gut 100 Stunden pro Jahr größer gewesen. Der relative Unterschied betrage jedoch nur vier Prozent. “Dies ist nicht auf eine Erhöhung der Arbeitszeiten von Frauen zurückzuführen, sondern im Wesentlichen darauf, dass die durchschnittliche Arbeitszeit der Männer stärker gesunken ist als die der Frauen, da auch bei Männern die Teilzeitarbeit deutlich zugenommen hat”, heißt es.
Wanger forderte, die Ungleichheiten weiter zu reduzieren, indem die Rahmenbedingungen für Frauen sich verbesserten: “Dazu gehören ein besserer Zugang zu Kinderbetreuung, stärkere finanzielle Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit und möglichst flexible, selbstbestimmte Arbeitszeitregelungen.”