Der chinesische Rechtswissenschaftler Xu Zhangrun hat den Menschenrechtspreis der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erhalten. Der ehemalige Professor der Tsinghua-Universität in Peking setze sich seit Jahren für Demokratie, Wissenschafts- und Meinungsfreiheit sowie gegen autokratisches Unrecht in China ein, teilte die FAU am Dienstag mit. Durch seine Veröffentlichungen sei er seit 2018 massiver Verfolgung ausgesetzt. Xu Zhangrun stehe in Peking unter strikter Überwachung und dürfe das Land nicht verlassen. Den Preis konnte er deshalb nicht persönlich entgegennehmen.
Die Arbeiten des Rechtsgelehrten zeichneten sich „durch einen unverwechselbaren literarischen Stil aus, der (…) auch vor robuster und direkter politischer Kritik am System und einzelnen Machthabern nicht zurückschreckt“, sagte die Humboldt-Professorin Eva Pils bei der Preisverleihung in ihrer Laudation. Xu Zhangruns Publikationen hätten „einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Diskussion in der chinesischen Gesellschaft“ entfaltet. Heiner Bielefeldt, Seniorprofessor für Menschenrechte am Institut für Politische Wissenschaft an der FAU, hob die Bedeutung von Xu Zhangruns Arbeit für die Menschenrechte hervor: „Mit seinem Mut kann er für uns Inspiration sein.“
Der 1962 geborene Xu Zhangrun studierte in China und Australien und war bis 2018 Professor für Rechtsphilosophie und Verfassungsrecht an der Tsinghua-Universität in Peking. Im Jahr 2002 erhielt er den höchsten Forschungspreis der Universität. Er war zudem Mitglied des Unirule Institute, eines liberalen Thinktanks für Wirtschaft und Politik mit Sitz in Peking, der im Juli 2018 geschlossen wurde.
Derzeit lebt der 65-Jährige am Stadtrand von Peking unter strikter Bewachung, die, so die FAU, „jeder rechtlichen Grundlage entbehrt“. Trotz offizieller Ruhestandsversetzung erhalte er weder eine Pension noch Sozialhilfe; von Kollegen und Studenten sei er aufgrund der Einschüchterung durch das Regime „völlig isoliert“. Einige seiner jüngeren Essays seien über die Website China Heritage zugänglich. Seine aktuelle Arbeit „Gegen Moral und Vernunft: Grundzüge einer Theorie des Gesetzesunrechts“ werde derzeit ins Französische übersetzt. (1526/06.05.2025)