“Die Zeit heilt viele Wunden, und ich bin sicher, die Zeit wird zeigen, wer ich wirklich bin”, hoffte Maria Callas einmal. Antworten gibt ein faszinierender Dokumentarfilm auf 3sat.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Dokumentarfilm über die legendäre Opernsängerin Maria Callas (1923-1977), in dem das Leben der Diva im Spiegel ihrer Briefe (gelesen von Eva Mattes) und eines langen Fernsehinterviews aus dem Jahr 1970 rekapituliert wird. Aus privaten Foto- und Super-8-Aufnahmen, Aufzeichnungen ihrer großen Auftritte von “Madame Butterfly” über “Tosca” bis “Norma” sowie ihrer Briefe setzt sich das Mosaik eines Lebens im Dienst der hohen Kunst des Belcanto zusammen.
Die liebevoll montierte Collage behandelt die frühen Jahre der Künstlerin nur knapp, räumt den bekannten Skandalgeschichten dafür aber breiten Raum ein, insbesondere der Liebestragödie mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis, der sie für Jackie Kennedy verlassen hat.
Das große Plus der biografischen Skizze von Regisseur Tom Volf sind die aufwändig kolorierten und ungekürzten Aufnahmen musikalischer Opern-Soli, die der berückenden Kunst der Diva huldigen.
Die griechische Sopran-Sängerin Maria Callas wurde seit den 1950er Jahren an allen großen Opernbühnen der Welt gefeiert. Ihr reichhaltiges Repertoire und die Dramatik ihrer Auftritte machten sie weltberühmt. Als skandalumwitterte Primadonna assoluta avancierte “La Callas” trotz einer relativ kurzen Karriere zur bedeutendsten Opernsängerin des 20. Jahrhunderts. In den 1960er Jahren zog sie sich von der Bühne zurück. Doch ihre Hoffnungen auf Ehe und Familie erfüllten sich nicht. Ihr Biograph und Bewunderer, der französische Regisseur und Callas-Experte Tom Volf, realisierte 2017 den Kino-Dokumentarfilm “Maria by Callas”, der die unterschiedlichen Facetten ihrer Persönlichkeit beleuchtet.
Maria Callas (1923-1977) erzählt in dem Dokumentarfilm ungewohnt offen von sich und ihrem Leben. Die Basis der Filmhandlung bildet ein bisher unveröffentlichtes Fernsehinterview des britischen Starjournalisten David Frost mit “der Callas” von 1970.
Volf nimmt das Interview sozusagen als Schnittmuster und unterfüttert die Antworten der Sängerin nachträglich mit Bildern und Arien aus ihrem Leben. Zwei Menschen gebe es in ihr: Maria und die Callas, hatte die Sängerin einmal gesagt: Maria, die Frau, deren Schicksal es war, sich der Kunst zu opfern. Und die Callas, die Sopranistin auf der Suche nach absoluter Vollkommenheit. “Wenn das Publikum einen so liebt, will man noch mehr. Und was ich gebe, genügt meinen Ansprüchen nie.”
In dem Interview ruft die in New York geborene Operndiva auch ihre Anfänge als Wunderkind in Erinnerung. Anhand privater Foto- und Super-8-Aufnahmen, Aufzeichnungen berühmter Auftritte von “Madame Butterfly” über “Tosca” bis “Norma”, zeichnet Volf ein Bild ihrer einmaligen Karriere. Insgesamt zehn komplett ausgesungene Arien bieten Gelegenheit, die musikalische Strahlkraft der Ausnahmesängerin Maria Callas auf sich wirken zu lassen.
Ein Highlight des Films bilden die Briefe von Maria Callas, die in der deutschen Filmfassung von Eva Mattes gelesen werden. Die meisten sind an Callas’ Gesangslehrerin und lebenslange Vertraute Elvira de Hidalgo gerichtet, die sie seit ihrer Jugend in Athen begleitete. Es ist erschütternd zu hören, mit welcher Intensität sich die Absenderin der Briefe ein Leben lang nach beständiger Liebe und einer eigenen Familie sehnte. Kurz vor seinem Tod 1975 erhielt sie noch einen Brief ihres Geliebten Ari Onassis, mit der Botschaft, dass er sie aufrichtig geliebt habe, so gut er eben konnte. Ob diese Zeilen sie getröstet hatten, erfährt man nicht. Schließlich heiratete Onassis Jackie Kennedy.
Über die privaten Seiten hinaus schildert Volf die Callas auch als Zeitzeugin. Praktisch alle Angehörigen der High Society und Prominenz sind ihr begegnet – Fürstin Gracia Patricia von Monaco und Regisseur Luchino Visconti ebenso wie das Ehepaar Churchill oder die Queen. Das Anliegen des Regisseurs ist, den Zuschauern die Zerrissenheit der Sängerin zwischen ihrem Status als Superstar und ihrer Suche nach dem Glück als Frau und Mensch nahe zu bringen.
Sie sei sehr menschlich gewesen, aber in ihrer Kunst habe eine Magie gelegen, die über die rein stimmliche Perfektion weit hinausging. “Ich hätte lieber Kinder und eine glückliche Familie gehabt. Aber das Schicksal hat mir diese Karriere beschert. Und ich konnte mich nicht entziehen…”, zitiert er sie. Maria Callas starb am 16. September 1977 in Paris an Herzversagen und wurde dort unter großer Anteilnahme beigesetzt.