Die Weltläden müssen sich nach Einschätzung der Geschäftsführerin des Weltladen-Dachverbands, Gifty Amo Antwi, stärker für verschiedene gesellschaftliche Gruppen öffnen. „Es geht darum, die Läden so zu gestalten, dass sie für Jüngere, Menschen mit Migrationsbiografie und Personen ohne akademischen Hintergrund attraktiver werden“, sagte Amo Antwi dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Weltladentag am 11. Mai. Viele Menschen wüssten nichts von den Weltläden, „einfach weil sie gar keine Berührungspunkte zu ihnen haben“.
Die bundesweit rund 900 Weltläden bieten fair gehandelte Produkte wie Schokolade, Kaffee, Kunsthandwerk oder Textilien an. Die in den 1970er Jahren entstandene Bewegung verfolgt zugleich das Ziel, über den Welthandel und die Arbeitsbedingungen in Ländern des Globalen Südens zu informieren und macht politische Kampagnenarbeit.
Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte seien die Weltläden bis heute ein eher weißer, akademisch und teils christlich geprägter Raum, sagte Amo Antwi. Für viele unter 30-Jährige und Menschen mit Migrationsbiografie seien sie wenig attraktiv. Um das zu ändern, müsse etwa überlegt werden, wie der Ansatz online besser funktionieren könne. Die Geschäftsführerin warb zudem für eine stärkere Vernetzung mit anderen Gruppen wie der Klimabewegung „Fridays for Future“. Zum Weltladentag fordert der Dachverband in diesem Jahr mehr Hilfszahlungen für Menschen, die von Klimaschäden betroffen sind.
Obwohl Fairtrade-Produkte inzwischen bei Discountern wie Lidl oder Aldi erhältlich seien, brauche es die Weltläden auch in Zukunft, betonte Amo Antwi. Anders als bei Unternehmen stünden die Menschen und Produzenten im Mittelpunkt. Dabei seien vor allem die über Jahrzehnte gepflegten Geschäftsbeziehungen zu Produzenten im Ausland etwas besonders. „Die Läden zeigen, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist“, sagte Amo Antwi.
Die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland ist laut der Geschäftsführerin auch in den Weltläden zu spüren. Die Kundschaft sei zurückhaltender beim Einkauf, „gerade wenn es Produkte sind, die nicht alltäglich benötigt werden“, sagte Amo Antwi. Zugleich gebe es viele Menschen, die aus Überzeugung in den Weltläden einkauften und dies auch weiterhin machten. „Wir merken die Zurückhaltung, aber insgesamt ist es noch relativ stabil.“
Im Weltladen-Dachverband mit Sitz in Mainz sind rund 460 der insgesamt etwa 900 Weltläden Mitglied. Der Dachverband entwickelt unter anderem politische Kampagnen und unterstützt die Läden.