Informationen über die Zeit der DDR bekommen junge Leute vor allem in der Familie oder im Netz. Das reicht nicht, kritisiert nun ein Fachgremium – und legt konkrete Vorschläge für die Schulen vor.
“Mehr DDR-Vergangenheit vermitteln, mehr Diktaturgeschichte erklären”: Dies fordern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bundeskongresses zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Studien belegten, dass junge Menschen immer weniger über die DDR und die SED-Diktatur wüssten, heißt es in der am Sonntag verbreiteten Resolution. Am selben Tag endete der Kongress im brandenburgischen Erkner.
“Mythen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen nehmen zu”, warnen die Fachleute. Vielfach würden Familienerinnerungen und Soziale Medien zur zentralen Informationsquelle. Zudem werde die jüngste Vergangenheit zu einem “Selbstbedienungsladen, aus dem Populisten und Extreme ihre Propaganda schöpfen”. Gleichzeitig gebe es ein großes Interesse an der Geschichte und auch an historischen Orten.
Vermittlung brauche Zeit, ansprechende Formate und personelle Kapazitäten. In der Schule komme die Epoche des Kalten Krieges, der deutschen Teilung und der Überwindung der SED-Diktatur “oft zu kurz”, so die Kritik. Auch an Universitäten würden weniger Lehrveranstaltungen zu diesen Themen angeboten. “Diese Entwicklung ist beunruhigend, da sie nicht folgenlos für das Geschichtsbewusstsein und Demokratieverständnis junger Menschen bleibt.”
Die Resolution, die an die Kultusministerkonferenz übergeben wurde, fordert konkrete Maßnahmen zum Gegensteuern: etwa eine Anpassung von Lehrplänen, eine Stärkung der Bildungsarbeit von Gedenkstätten sowie die Einrichtung von Lehrstühlen mit dem Schwerpunkt DDR-Geschichte. Sinnvoll sei es zudem, Menschen mit Einwanderungsgeschichte aus diktatorischen und autoritären System einzubeziehen.
Die Resolution ist unterzeichnet von den Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der SED-Opferbeauftragten Evelyn Zupke, der Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky, sowie dem Vorsitzenden des Verbandes der Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer, Niko Lamprecht.