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Expertin gibt Tipps für Weihnachten ohne Stress und Einsamkeit

Warum streiten wir uns ausgerechnet am Fest der Liebe so häufig? Wie lassen sich Einladungsstress und Geschenkefrust vermeiden? Was kann man tun, wenn der Einsamkeits-Flash droht? Eine Expertin gibt Tipps.

Die Frankfurter Psychologin Christine Backhaus rät, Weihnachten auch mal neue Wege zu gehen, um Stress und Streit unterm Tannenbaum zu vermeiden. “Wir sollten den Mut haben, uns von Mustern zu lösen”, empfahl sie in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Montag): “Auch wenn man Weihnachten immer bei den Eltern verbracht hat, ist das kein Grund, das ewig so zu machen. Ich kann mich fragen: Will ich diese ganze Fahrerei, dieses Beengte? Oder will ich etwas ganz anderes?”

Eine Alternative könnte sein, mal ein größeres Ferienhaus zu mieten: “Und wer Lust hat, kann kommen. Oder ich mache einfach mal komplett mein eigenes Ding. Natürlich muss ich dann auch die Konsequenzen in Kauf nehmen. Dann verpasse ich eben diesmal die schönste Gans der Welt.” Doch Neues könne nur entstehen, wenn man Altes loslasse und eingefahrene Muster verändere, fügte die Expertin hinzu.

Weihnachten sei immer eine besondere Herausforderung, ergänzte Backhaus. Jeder wolle eine besondere Zeit erleben und genießen, doch nur die wenigsten könnten wirklich abschalten von den Sorgen des Alltags und den das ganze Jahr über anhaltenden innerfamiliären Konflikten.

Hilfreich könnten hier Absprachen sein, riet die Psychologin – etwa dass Weihnachten nicht über Politik gesprochen wird: “Wir können auch für uns selbst Tabuthemen definieren und sie den anderen mitteilen. Ich möchte nicht auf meine Trennung oder den Arbeitsplatzwechsel angesprochen werden, zum Beispiel.”

Bewährt habe sich auch die sogenannte Joker-Übung: “Jeder Beteiligte ist autorisiert, einen Joker zu ziehen, wenn ihm eine Diskussion zu lange dauert, zu vehement ist, in die für ihn falsche Richtung geht. Und wenn der Joker gezogen wird, dann ist erst mal Sendepause. Das kann dem Ganzen etwas Spielerisches geben. Spannend ist auch, dass die Joker dann oft gar nicht zum Einsatz kommen, weil die Beteiligten darum wissen und sich rücksichtsvoll verhalten.”

Wer an Weihnachten alleine sei, müsse deshalb nicht unbedingt einsam sein, so die Expertin weiter. “Ob ich zum Beispiel wegfahre oder zu Hause bleibe – wichtig ist, dass ich mich entscheide und eine positive Grundstimmung dazu habe. Und ich sollte einen Plan B oder einen Plan C haben für den Fall, dass mich der Einsamkeits-Flash trifft.” Denkbar wäre etwa, mit Nachbarn oder Freunden vorab zu klären, ob man auch spontan vorbeikommen könne: “Viele trauen sich das nicht zu fragen, weil sie Angst vor Ablehnung haben.”

Doch aus ihrer Erfahrung wisse sie, dass das nicht so oft vorkomme, berichtete Backhaus weiter.”Natürlich muss es passen, aber ich kann nur Mut machen, es einfach zu probieren. Vielleicht sind die anderen ganz froh, wenn mal jemand dazukommt. Also im Sinne eines positiven Selbstwerts: Na, ich kann ja auch eine Bereicherung sein. Die freuen sich, dass ich da bin, und ich freue mich, dass ich da sein kann.”