Eine dicke Hut und Hartnäckigkeit benötigen Menschen, die andere aus der Einsamkeit holen wollen. Die Entwicklungspsychologin Susanne Bücker, Professorin an der Universität Witten/Herdecke, beschreibt in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es wichtig sei, Personen, die unter chronischer Einsamkeit leiden, zu signalisieren, dass sich wirklich jemand für sie interessiert. Trotz mehrfacher Absagen bei Einladungen sollten die Betroffenen das Gefühl haben, „wir hätten dich aber trotzdem gerne dabei“.
Bücker, die am Donnerstag bei einem Seminar des Fachforums Altenarbeit in der evangelischen bayerischen Kirche spricht, weist darauf hin, dass Einsamkeit nicht nur bei 15 Prozent der älteren Menschen chronisch ist, sondern bei einem genauso großen Anteil der 18- bis 29-Jährigen.
Jüngere Einsame hätten zwar soziale Kontakte, aber häufig den Eindruck, dass die anderen sie nicht verstehen würden. „In der jungen Generation dominiert häufig das Gefühl, dass soziale Interaktionen unter die Haut gehen müssen“. Wenn sie das nicht täten, wendeten sich diese Menschen von anderen ab.
Menschen, die sich einsam fühlen, haben nach den Aussagen Bückers „einen natürlichen Rückzugsimpuls“. Aus einer Phase einer emotionalen Klärung, was einem guttut, würden manche nicht mehr herausfinden. Sie würden die Übung verlieren, sich Kontakt zu suchen. Dazu komme das Gefühl, von anderen abgelehnt zu werden. „Wenn der mürrische Nachbar nicht grüßt, werden negative Erwartungen bestätigt. Man hat gleichermaßen eine dunkle Brille auf“.
Bücker weist in dem Gespräch auch darauf hin, dass Einsamkeit nicht nur medizinische Folgen für die Betroffenen hat, sondern sich auch gesellschaftlich auswirken kann. „Es ist empirisch nachgewiesen, dass Menschen, die chronisch einsam sind, häufiger dazu neigen, Verschwörungstheorien zu glauben und sich antidemokratischen Tendenzen anschließen“. Gerade auch aus solchen Gründen sei es wichtig, Wege aus der Einsamkeit zu suchen. (00/0405/04.02.2024)