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Experten fordern mehr vorbeugende Maßnahmen gegen Burnout

Unternehmen sollten laut Fachleuten mehr gegen Burnout tun. “Wir jaben jahrzehntelang viel zu wenig Wert auf Prävention gelegt”, kritisierte Cornelia Wanke, Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Gesundheitspolitik und institutionelle Vernetzung, am Donnerstag im Münchner Presseclub. Deshalb sei zu befürchten, dass das Gesundheitssystem die Kosten, die sich aus psychischen Erkrankungen wie dem Burnout ergäben, bald nicht mehr tragen könne.

Ein Augenmerk richtete Wanke dabei auf Frauen, die heute ein deutlich höheres Risiko für einen Burnout hätten als noch um die Jahrtausendwende. Neben dem Erfüllen der Mutterrolle werde von jungen Frauen heute oft auch erwartet, ein Studium zu absolvieren und Karriere zu machen. “Frauen stehen eine Vielzahl an Möglichkeiten offen; zugleich wächst die mentale Belastung enorm”, mahnte Wanke.

Als wichtige Ursache für psychischen Stress am Arbeitsplatz nannte Bert te Wildt, Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen am Ammersee, die neuen Medien. Die Fähigkeit, von jedem Ort aus jederzeit arbeiten zu können, berge die Gefahr einer permanenten Arbeitsüberlastung in sich. “So gehört es für uns alle fast schon dazu, ständig an der Belastungsgrenze zu sein”, so te Wildt.

Neben dem Burnout habe er es als Klinikleiter häufig mit dem Krankheitsbild des sogenannten Burnon zu tun. Dieser gelte nicht nur als Vorstufe zum Burnout, sondern könne als eigenständige Variante und chronische Erschöpfungsdepression betrachtet werden: Betroffene arbeiteten “mit einem Lächeln im Gesicht” über ihre körperlich Grenzen hinaus weiter. Sowohl der Burnout als auch der Burnon hätten gravierende gesundheitliche Folgen, die von Kopfschmerzen bis hin zur Suizidalität reichten.

Der Drehbuchautor und Schauspieler Michael Seyfried kündigte – als niedrigschwelliges vorbeugendes Angebot – die Planung einer Vorabendserie an. Im Format einer Daily Soap sollten darin typische Belastungssituationen und mögliche Folge-Erkrankungen dargestellt werden. “Ich sehe darin eine gute Möglichkeit, das Thema Burnout in die Bevölkerung zu tragen”, sagte Seyfried, der ehrenamtlich im Deutschen Bundesverband für Burnout-Prävention und Prophylaxe tätig ist.