Artikel teilen:

Experte sieht keine Bereitschaft der Türkei zu Frieden mit Kurden

Auch nach der Ankündigung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), sich aufzulösen und den bewaffneten Kampf einzustellen, sieht der Nahost-Experte Kamal Sido von der Gesellschaft für bedrohte Völker keine Bereitschaft der Türkei zu ernsthaften Friedensverhandlungen mit den Kurden. „Dass der türkische Staat jetzt die Verfolgung der Kurden in der Türkei beendet und konkrete Schritte zur Lösung der Kurdenfrage unternimmt, ist nicht absehbar“, sagte Sido am Montag in Göttingen.

Als wichtige Schritte zu einer friedlichen Lösung des Jahrzehnte währenden Konflikts nannte er die Anerkennung einer regionalen Autonomie für die Kurden in der Türkei, die Anerkennung des Kurdischen als Nationalsprache und die Freilassung aller kurdischen politischen Gefangenen einschließlich des seit 1999 inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan. Sido forderte die Türkei zudem auf, sofort ihre „Besatzungstruppen“ aus dem Nordirak und aus Nordsyrien abzuziehen. Allein in der syrisch-kurdischen Region Afrin, die 2018 von der Türkei besetzt wurde, befänden sich mindestens 25 türkische Militärbasen.

„Wenn die Türkei und ihre Nato-Verbündeten an einer friedlichen Lösung des Konflikts mit den Kurden interessiert wären, hätten sie schnell konkrete Maßnahmen in diese Richtung unternommen“, erklärte Sido. Es sehe jedoch nicht danach aus, dass es zu ernsthaften Friedensverhandlungen kommen werde. Daher müssten die demokratische Öffentlichkeit, das türkische Parlament und die Nato-Länder die türkische Regierung unter Druck setzen, den Konflikt in und um Kurdistan durch die Anerkennung der Rechte der Kurden zu beenden.

Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, dass sich die PKK auflösen wolle. Damit solle auch der seit 40 Jahren andauernde bewaffnete Kampf gegen den türkischen Staat enden. Zudem wollten die PKK-Mitglieder im Rahmen einer Friedensinitiative ihre Waffen abgeben. Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat. Der Konflikt forderte Tausende Todesopfer. Zahlreiche Dörfer und Siedlungen wurden zerstört, Zehnntausende Menschen vertrieben.