Schokolade statt Obst, ein Filmabend statt einer kleinen Sendung: Oma und Opa erlauben Kindern häufig mehr als die Eltern. Wie man darüber gut spricht, erklärt ein Experte.
Oft sind Oma und Opa großzügiger gegenüber den Enkeln als deren Eltern – mit Süßigkeiten oder Medienkonsum. Wenn es dabei zu Konflikten kommt, sollten Eltern einen ruhigen Moment abwarten, um dies anzusprechen, sagte Erziehungsberater Ulric Ritzer-Sachs im “Spiegel”-Interview (Samstag). Sie sollten nicht in Situationen reagieren, “in denen ihnen gerade etwas nicht passt”. Hilfreich sei es auch, auf Vorwürfe zu verzichten. Stattdessen solle man besser über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse reden.
“Ein Satz wie: ‘Ich wünsche mir, dass du meine Regeln für die Bildschirmzeit ernst nimmst’ klingt erst einmal weniger schroff als: ‘Du hast die Kinder schon wieder viel zu lange fernsehen lassen!’ Für Großeltern, die ihren Kindern etwas mitteilen wollen, gilt das natürlich genauso”, erklärte Ritzer-Sachs.
Ruhe empfiehlt sich nach Angaben des Experten auch, wenn Oma und Opa ständig ungefragt Erziehungstipps geben: “Man kann sich bedanken und erklären, dass man es trotzdem anders hält. Und dass man seine eigenen Fehler machen will, aber froh ist, wenn man im Zweifel Rat einholen kann.” Großeltern falle es oft extrem schwer, sich zurückzuhalten, zum Beispiel, wenn sie beobachteten, wie ihre Kinder mit den Enkeln eigene Fehler wiederholten. “Beide Seiten sollten versuchen, miteinander empathisch umzugehen.”
Wenn man sich über unterschiedliche Ideen von Erziehung austauschen wolle, sei es wie in allen Beziehungen: “Bei einem grundsätzlich guten Verhältnis lassen sich kritische Dinge leichter ansprechen”, betonte Ritzer-Sachs. Und wenn Kinder versuchten, Erwachsene gegeneinander auszuspielen, könnten Eltern ihnen erklären, dass es bei einem selbst eben anders läuft. “Kinder sind an unterschiedliche Normen gewöhnt, in der Kita und in der Schule gelten auch andere Regeln als zu Hause.”