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Experte erwartet unter Papst Leo gute Beziehungen zum Judentum

Wichtige Zeichen zu Beginn seiner Amtszeit und diplomatisches Geschick: Der Judaist Christian Rutishauser zeigt sich optimistisch, dass mit dem neuen Papst wieder Schwung in die katholisch-jüdischen Beziehungen kommt.

Mit dem neuen Papst Leo XIV. gibt es Chancen auf eine gute Wiederaufnahme der Beziehungen zum Judentum – das sagte der Judaist Christian Rutishauser von der Universität Luzern am Dienstag im Deutschlandfunk. “Die Eindrücke sind eigentlich sehr positiv.” Am selben Tag wurde bekannt, dass Rutishauser am 8. März 2026 in Köln mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet werden soll. Die Ehrung verleiht der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit für Verdienste auf dem Feld des interreligiösen Dialogs.

Die katholisch-jüdischen Beziehungen waren unter Leos Vorgänger Papst Franziskus von Irritationen und Kritik geprägt, vor allem auf jüdischer Seite seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem folgenden Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen. Franziskus war immer wieder Parteinahme für die Palästinenser und einseitige Kritik an der israelischen Regierung vorgeworfen worden.

Unter Leo gebe es nun verschiedene Anzeichen für eine Verbesserung, sagte Rutishauser. So sei die jüdische Delegation bei seiner Amtseinführung mit 13 Personen gut bestückt gewesen, auch habe es ein erstes Gespräch gegeben. Hinzu komme, dass Leo zu Beginn seiner Amtszeit eine Friedensbotschaft formuliert habe.

Auch habe Leo die im Zuge des 7. Oktober verschleppten Geiseln, von denen mehrere noch immer im Gazastreifen gefangen sind, erwähnt. Außerdem habe der neue Papst den Krieg im Gazastreifen zusammen mit anderen Kriegen und Konflikten wie in der Ukraine und in Myanmar genannt und nicht herausgehoben. All das sei sehr wohl wahrgenommen worden, sagte der Jesuit.

Nur wenige Tage nach seiner Wahl habe Leo der jüdischen Gemeinde in Rom eine enge Zusammenarbeit versprochen. Der neugewählte Papst hatte den Oberrabbiner von Rom, Riccardo Di Segni, persönlich über seine Wahl informiert. Dies ist aus Sicht von Rutishauser ein Zeichen, das über den “normalen Habitus” hinausgehe.

Er betonte, dass Leo sich diplomatisch geschickter anstelle als Franziskus, der oft spontan gesprochen habe. Dieses Geschick sei etwas sehr Wichtiges, denn jeder Satz könne Diskussionen auslösen. Leo agiere zurückhaltend und nutze eine überlegte Sprache.

Der neue Papst stehe auf dem Fundament des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Vatikan-Erklärung “Nostra aetate”. Sie stellte vor 60 Jahren das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum und zu anderen Religionen auf eine neue Basis. Im Herbst werde der Jahrestag gefeiert, so Rutishauser. “Im Herbst werden wir klar sehen, wo Leo steht.” Auch sei er sehr gespannt, ob Leo Israel besuchen werde.