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Ex-EU-Funktionär verurteilt Gleichgültigkeit der EU im Gaza-Krieg

Der frühere Außenbeauftragte Brüssels sieht eine schwere Mitschuld der EU am Leid der Palästinenser in Gaza. Israel dürfe sich zwar selbst verteidigen, müsse aber das Völkerrecht wahren.

Der ehemalige EU-Außenbeauftragte Josep Borrell geht hart mit der europäischen Haltung zum Gaza-Krieg ins Gericht: “Was in Gaza geschieht, ist eine unbeschreibliche Tragödie und Europa hat sich in den Augen der übrigen Welt völlig diskreditiert. Weil wir gezeigt haben, dass uns das Leben der Palästinenser egal ist”, sagte Borrell der spanischen Tageszeitung “La Vanguardia” (Sonntag). Zwar hätten mehrere Staaten dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu deutlich gemacht, dass Israel zu viele Menschen töte. “Aber sie lassen ihn weitermachen und zwar mit unseren Waffen.”

Israel habe das Recht, sich zu verteidigen, erklärte der ehemalige EU-Funktionär. Aber dabei gebe es Grenzen, das Völkerrecht müsse beachtet werden, stellte Borrell mit Blick auf die mehr als 50.000 Palästinenser klar, die der israelischen Militäroffensive seitdem zum Opfer gefallen sind – darunter viele Frauen und Kinder.

Zwei Millionen Menschen verhungerten derzeit im Gazastreifen und die EU und die Welt täten nichts dagegen. “Was ist los mit uns? Wir haben jeglichen Sinn für Menschlichkeit verloren. Der völlige Mangel an Empathie für das Leid des palästinensischen Volkes in Brüssel ist herzzerreißend”, meinte Borrell, der bis Sommer 2024 die Außenpolitik der Europäischen Union leitete. Dass viele europäische Länder ihre Politik gegenüber Israel insgeheim mit der Erinnerung an den Holocaust verteidigten, lehnt er Borrell ab: “Warum sollten die Palästinenser für die Sünden der Europäer bezahlen müssen?”