Weder konservativ noch progressiv: Bischof Strotmann kennt den neuen Papst Leo XIV. aus seiner Zeit in Peru. Und schätzt ihn als Pragmatiker ein.
Der frühere Generalsekretär der Peruanischen Bischofskonferenz, der aus Deutschland stammende Bischof Norbert Strotmann, dämpft Reformerwartungen an den neuen Papst Leo XIV. Beide kennen sich aus der Zeit Leos in Peru, unter anderem als Bischof von Chiclayo. “Ich erwarte nicht, dass er auf regionale Reformwünsche eingeht”, sagte Strotmann dem Internetportal kirche-und leben.de (Dienstag) aus Münster. “Er hat – zum Beispiel mit Blick auf die Bischofskonferenz seines Heimatlandes USA – erlebt, wie schwierig es ist, konservative und progressive Strömungen zusammenzubringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Schritte geht, die ihn die Unterstützung eines Viertels oder Drittels der Gläubigen kosten.”
“Eher könnte er die Kirche auf ihre Kernkompetenz zurückführen, auf die Evangelisierung, auf den Glauben an Gott und Jesus Christus und was daraus an konkreten Taten für die Menschen folgt”, sagte Strotmann. Der deutsche Ordensmann aus dem westfälischen Hörstel hatte das Bistum Chosica in Perus Hauptstadt Lima von 1997 bis 2023 geleitet.
“Ich würde ihn weder rechts noch links einordnen, auch nicht intro- oder extrovertiert”, sagte der Bischof. “Er hat Mathematik studiert, ehe er bei den Augustinern eintrat, und ist polyglott. Ich würde ihn pragmatisch charakterisieren.” Das befähige ihn zum Problemlöser. “In Diskussionen habe ich ihn als guten Zuhörer und ruhenden Pol erlebt. Er ist niemand, der eine schwelende Debatte noch anheizt. Er kann jemand sein, der die Weltkirche zusammenhält.”
Mit Bezug auf 51 Jahre Erfahrungen in Peru sagte Strotmann: “Für mich prägend war, wie blind Europa gegenüber der Welt ist. Man schmort im eigenen Saft, aber lebt von den Ländern des Südens als Absatzmarkt.” Er wünsche Leo XIV. die Offenheit, das zu sehen, was die Länder des Nordens nicht sehen, und das zu erkennen, woran das weltweite Verhältnis kranke.