“Gottes Liebe ist größer als dein erbärmlicher kleiner Rassismus”: Deutliche Worte gegen US-Vizepräsident J.D. Vance zum Abschluss des Kirchentags. In Zeiten globaler Krisen setzte das Christentreffen Hoffnungszeichen.
Der Evangelische Kirchentag in Hannover ist am Sonntag mit einem stimmungsvollen Festgottesdienst in der Innenstadt zu Ende gegangen. Das fünftägige Glaubensfest mit politischen Diskussionen stand unter dem Motto “mutig stark beherzt”.
Angesichts zahlreicher Krisen und Kriege setzten viele Akteure bei dem Christentreffen ein Signal der Zuversicht. Größere Debatten gab es über das Verhältnis der Kirche zur Politik sowie um ihre Position zum Einsatz von Waffen. Außerhalb des offiziellen Programms hatten pazifistische Gruppen ein Friedenszentrum organisiert. Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch verabschiedete der Kirchentag eine Resolution für ein Verbot der Partei.
Der Abschlussgottesdienst vor der schlossartigen Kulisse des Neuen Rathauses stand unter der Überschrift “Nichts kann uns trennen”. Posaunenklänge wechselten mit geistlichen Liedern, Rapeinlagen und meditativem Tanz. Predigerin war die in Princeton (USA) lehrende Theologin Hanna Reichel.
Sie kritisierte die Ausgrenzung von Menschen und das von US-Vizepräsident J.D. Vance vertretene Verständnis christlicher Nächstenliebe: dass man zuerst seine Familie, dann sein Volk und dann vielleicht andere Menschen liebe. Der verstorbene Papst Franziskus habe aus dem Krankenhaus deutlich gemacht, dass Vance da etwas falsch verstanden habe. Unter Applaus sagte Reichel: “Gottes Liebe macht nicht an deinem Gartenzaun halt. Gottes Liebe ist weiter als dein Social Network und weiter als deine Tea-Party, und ganz bestimmt größer als dein erbärmlicher kleiner Rassismus.” Wer mit kleinkarierter Liebe Politik mache, “baut Mauern, zieht Gräben, und teilt die Welt in Freund und Feind ein”.
Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund zog ein positives Fazit des Christentreffens. Viele Fragen seien diskutiert worden: etwa wie die Demokratie zu schützen oder die Klimakrise zu bekämpfen sei. Zur Debatte über Kirche und Politik, sagte sie: “Wir halten uns nicht raus und wir mischen uns ein.”
Zum Ende des Gottesdienstes wurde zum 104. Deutschen Katholikentag in Würzburg vom 13. bis 17. Mai im kommenden Jahr eingeladen. Kirchen- und Katholikentage wechseln in der Regel jährlich ab. Der katholische Würzburger Bischof Franz Jung stellte ein Treffen in lebendiger Ökumene in Aussicht. “Wir nehmen Mut mit aus Hannover und tragen ihn nach Würzburg”, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp. “Hab Mut, steh auf!” laute das Leitwort des Katholikentages 2026.