Die Länder in Europa sind einer internationalen Studie zufolge nur unzureichend auf die gesundheitlichen Bedarfe von Migrantinnen und Migranten eingestellt. Die Datensysteme vieler
Länder haben nicht mit der steigenden Mobilität Schritt gehalten, wie die Universität Bielefeld am Freitag zu den Ergebnissen der Untersuchung von zehn Hochschulen mitteilte. So erfolge die Erfassung der Gesundheitsdaten von Migranten sowie geflüchteten Menschen auf dem Kontinent uneinheitlich und lückenhaft.
Mit einem Aktionsplan werben die 18 internationalen Forscherinnen und Forscher für eine länderübergreifende, systematische Datenerhebung. Dazu gehört demnach der Ansatz, Methoden zu nutzen, die den Datenschutz wahren und zugleich ermöglichen, Daten aus verschiedenen Quellen zu verknüpfen. Außerdem fordern sie in dem Vier-Punkte-Plan von Politik und Behörden, Migranten und Flüchtlinge in Entscheidungsfindungen über ihre Gesundheit und Daten einzubeziehen.
Aufgrund der mangelhaften Datenerhebung würden Migranten und Flüchtlinge teils an der
Wahrnehmung ihrer grundlegenden Rechte gehindert, erklärte der Leiter der Studie, der Bielefelder Sozialepidemiologe Kayvan Bozorgmehr. „Es geht um Menschenleben und Wohlbefinden, aber auch um
verdeckte Ungleichheiten, wenn Gesundheitsbedarfe nicht erhoben werden.“
Die bestehenden Lücken in der Datenerfassung spiegelten zudem wider, wie stark Migration und Vertreibung in der Politik vernachlässigt würden, sagte der schwedische Gesundheitswissenschaftler Jose Puthoopparambil, Co-Leiter der Studie. „Europäische Länder sollten von einer Ad-hoc-Datenerhebung zu systematischen Erhebungen übergehen.“ Indem sie Migranten und Flüchtlinge proaktiv in die Datensysteme integrierten, trügen sie auch zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei.
Für die Studie wurden den Angaben zufolge migrationsbezogenen Gesundheitsdaten aus den 53 Ländern ausgewertet, die der europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugerechnet werden. Das wissenschaftliche Team arbeitete dabei unter anderem mit den Behörden von Deutschland, Griechenland und der Türkei sowie dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zusammen.