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Essener Bischof Overbeck kritisiert christliche Streitkultur

Unter dem Weihnachtsbaum wird nicht nur gefeiert, sondern auch gestritten. Kurz vor dem Fest mahnt der Essener Bischof Overbeck nicht zuletzt Christen zum konstruktiveren Streiten und zu weniger Anfeindungen.

Der katholische Essener Bischof Franz Josef Overbeck erkennt Unbarmherzigkeit in manchen Auseinandersetzungen zwischen Christen. “Insbesondere in den sogenannten sozialen Medien sind verletzende Anfeindungen und Abwertungen an der Tagesordnung, häufig getarnt im Mantel vermeintlicher Rechtgläubigkeit”, erklärte Overbeck in einem beim Kölner Internetportal domradio.de am Freitag veröffentlichten Interview aus dem Newsletter “Adé AfD” der Journalistin Franzi von Kempis.

Oft werde der Vorwurf erhoben, manche Katholiken seien nicht wirklich katholisch, weil sie etwa bestimmte gesellschaftspolitische Positionen mit Nichtchristen teilen. Damit solle gezielt der Eindruck vermittelt werden, eine bestimmte, oft extreme, politische Positionierung sei notwendig, um den wahren christlichen Glauben zu schützen. “Doch Christ sein heißt nicht, politisch zu sein, um den Glauben zu schützen, sondern politisch zu sein, um den Menschen zu schützen”, so Overbeck. Wer mit Anfeindungen den Glauben verteidigen wolle, der widerspreche dem Gebot der Nächstenliebe.

Besonders trete das bei Themen wie Lebensschutz, Familie, Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle Vielfalt und dem Umgang mit dem Islam zutage. “Es ist kein Zufall, dass rechte Parteien diese Themen besetzen und darüber Allianzen bilden wollen”, sagte der Bischof. Es sei geboten, solche Themen differenziert zu diskutieren. Overbeck warb für eine konstruktive Konfliktkultur.

Der Bischof tritt nach eigener Aussage zudem für ein Christentum ein, welches Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit verbindet, für Ausgleich und Versöhnung eintritt und die Demokratie stärkt. In diesem Zusammenhang sprach der Bischof im Interview auch über die AfD. Zu der Partei hätten sich etwa die katholischen Bischöfe Anfang des Jahres bereits wie folgt geäußert: “Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar.” Ähnlich positionierte sich auch die Evangelische Kirche in Deutschland.