Artikel teilen:

Erzbischof Koch: Niemand flüchtet freiwillig

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat in der Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen für Toleranz und Offenheit geworben. „Heimatlos oder auf der Flucht zu sein, das hat sich niemand ausgesucht“, schrieb Koch in einem Gastbeitrag für die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ (Donnerstag).

Die jüdische und die christliche Religion seien ohne die Erzählungen von Flucht, Vertreibung und Migration nicht zu verstehen, „sie gehören wesentlich dazu“, betonte Koch. So beginne das jüdische Glaubensbekenntnis mit dem Satz: „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer.“ Im Erzbistum Berlin lebten Katholiken aus rund 100 verschiedenen Nationen: „Dieses Zusammenleben war nie konfliktfrei, in den allermeisten Fällen überwiegt aber die Freude und das gegenseitig Bereichernde.“

Dabei verwies Koch auch auf das Vertriebenenschicksal seiner Eltern, die aus Schlesien stammten: „Ich bin dankbar, dass das Rheinland unsere neue Heimat werden konnte.“ Dabei habe es auch Konflikte gegeben.

Mit Blick auf die Ursachen der Vertreibungen in Folge des Nationalsozialismus erklärte Koch: „Ich erschrecke zutiefst, dass diese Migration und ihre Ursachen, der deutsche Vernichtungsfeldzug im Zweiten Weltkrieg, so vollständig in Vergessenheit geraten sind.“ „Das jüdische Glaubensbekenntnis rufe ich all denen in Erinnerung, die von Zwangsausweisung oder Deportation unter der “beschönigenden Tarnvokabel„ “Remigration„ faseln“, schrieb Koch in seiner „B.Z.“-Kolumne. Er bezog sich dabei indirekt auf ein Treffen von AfD-Politikern mit Rechtsextremen im November vergangenen Jahres in Potsdam.