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Erzbischof Gössl: Ökumene gehört immer dazu

Die Trennung der westlichen Kirche vor rund 500 Jahren ist bis heute nicht überwunden. Doch Kirchenvertreter betonen: Vielfalt muss nicht trennen. Für Bambergs Erzbischof war Ökumene schon immer selbstverständlich.

 Für den Bamberger Erzbischof Herwig Gössl gehört die Ökumene schon immer zu seinem Leben als überzeugter Katholik. Das sagte er laut Manuskript am Sonntag bei einem ökumenischen Gottesdienst in Nürnberg. Anlass war der 500. Jahrestags des Nürnberger Religionsgesprächs. Damals, 1525, hatten katholische und evangelische Christen darüber disputiert, welche Religion fortan in der Stadt gelten sollte. Die reformatorischen Kräfte setzten sich am Ende durch. Dabei spielte auch eine Rolle, dass nur auf Basis der Bibel argumentiert werden durfte und die reformatorische Seite die Themen der Diskussion auswählte.

“Faktisch ist die äußere Einheit der Kirche des Abendlandes in der damaligen Zeit zerbrochen, und es ist bis heute nicht gelungen, diese sichtbare Einheit wiederherzustellen”, führte der Erzbischof aus. Daher könne er sich als katholischer Erzbischof über das Ergebnis des Religionsgesprächs natürlich nicht begeistert zeigen.

Unter der Oberfläche sei die Einheit aber nicht kaputt gegangen, da Gott ihr Ursprung sei: “Es braucht Aufmerksamkeit aufeinander, Interesse füreinander, die Bereitschaft, dem anderen seine eigene Geschwindigkeit zuzugestehen, geduldig und manchmal auch mit Mühe”, erklärte Gössl. Aufgabe der Kirchen sei es, der Welt Hoffnung zu vermitteln: “Weil wir nicht verstummen oder zu stammeln beginnen im Angesicht von Schmerz, Leid und Tod, weil wir auch nach erlittenem Unrecht bereit sind zu Versöhnung und Frieden, weil wir nicht auf die unendliche Spirale von Gewalt und Gegengewalt setzen.”

Die evangelische Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern erklärte in ihrer Predigt laut Manuskript, die Ereignisse von 1525 seien ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des europäischen Christentums gewesen, aber nicht deren Finale. “In der damaligen Lösung der neuen Einheitlichkeit lag ja zugleich der Keim für die nächsten Konflikte: Zu viel blieb unerledigt auf der Strecke; für die Konfessionen und die politischen Lager”, führte sie aus. Viele Menschen seien ausgegrenzt worden, weil Unterschiede nicht ausgehalten worden seien.

Dabei sei Vielfalt kein Defekt, sondern ein Geschenk, betonte die Bischöfin. “Wenn wir uns so sehen können, dann bezeugen wir den Reichtum der Vielfalt – in der Eindeutigkeit des Vertrauens auf Gott, der sich in und mit Jesus Christus zeigt.” Die Konfessionen müssten gemeinsam die Sehnsucht nach Gott wachhalten.