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Erstmals regierungstreue Gegenproteste in Serbien

Seit Monaten gehen Menschen in Serbien gegen die Regierung von Präsident Vucic auf die Straße. Nun versammelte der Populist erstmals seine Anhänger für eine Gegendemonstration – und verfolgt damit mehrere Ziele.

In der serbischen Hauptstadt Belgrad sind am Samstagabend Tausende Menschen für die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic auf die Straße gegangen. Der Populist hatte zu der Versammlung aufgerufen, um ein Zeichen gegen die seit Monaten andauernden Anti-Regierungs-Proteste zu setzen. Es ist das erste Mal, dass das Regierungslager eine größere Demonstration abhält.

Unter dem Motto “Wir geben Serbien nicht auf” erklärten die Demonstranten, Serbien “verteidigen” zu wollen. Das Staatsoberhaupt sprach in einer Rede laut örtlichen Medien (Samstag) von politischem “Terror”, der Serbien zerstören wolle.

Für Vucic, der laut Beobachtern angesichts des zunehmenden Drucks auf Zeit spielt, dient die dreitägige Versammlung nicht nur als Machtdemonstration. Sie war zugleich eine Probe für seine lang angekündigte “Bewegung für das Volk und den Staat”. Seit mehreren Jahren in Planung, soll die politische Bewegung bis Ende Juni formell gegründet werden und ihre Mitglieder größtenteils aus Anhängern der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) rekrutieren.

Während sich in Belgrad die Regierungsunterstützer versammelten, hatten Studenten in der südwestserbischen Stadt Novi Pazar neuerlich zu Protesten aufgerufen. Seit fünf Monaten kommt es in Serbien zu den größten Demonstrationen in der Geschichte des Balkanstaats. Als Auslöser gilt das Bahnhofsunglück von Novi Sad, bei dem im vergangenen November 16 Menschen unter einem einstürzenden Vordach starben. Ministerpräsident Milos Vucevic kündigte im Januar den Rücktritt seiner Regierung an. Ihm soll der politisch bisher völlig unbekannte Endokrinologe Duro Macut folgen.