In einer neuen sozialistischen Mustersiedlung in Venezuela ist am Wochenende erstmals eine Kirche geweiht worden. Sie ist dem heiligen Märtyrerbischof Oscar Romero geweiht, wie das internationale katholische Hilfswerk “Kirche in Not” (Mittwoch) in München mitteilte. Romero (1917-1980) trat als Erzbischof von San Salvador für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen in seinem Land ein und wurde von einer Todesschwadron ermordet.
Die Siedlung “Ciudad Chavez” liegt bei La Guiara nahe der Hauptstadt Caracas und ist nach Hugo Chavez benannt, der von 1999 bis zu seinem Tod 2013 Staatspräsident war. Sie bietet Wohnraum für mehr als 20.000 Menschen. Insgesamt wurden bislang laut “Kirche in Not” 35 solcher neuen staatlichen Siedlungsprojekte in Venezuela errichtet.
Eine Kirche sei von den Erbauern der “Ciudad Chavez” ursprünglich nicht eingeplant worden, berichtete Bischof Raul Biord Castillo aus La Guaira dem Hilfswerk. “Christus sollte in dieser Siedlung nicht präsent sein. Doch die Religion kann nicht aus dem Leben der Menschen verbannt werden.” Von Anfang an hätten sich die Gläubigen unter freiem Himmel zum Gottesdienst versammelt und Organisationen wie “Kirche in Not” um Unterstützung für einen Kirchenbau gebeten.
Die staatlichen Behörden hätten die Baugenehmigung vergleichsweise schnell erteilt und der Gemeinde trotz ideologischer Vorbehalte wenig Hindernisse in den Weg gelegt. So habe das Gotteshaus trotz Wirtschaftskrise und Materialknappheit in 15 Monaten errichtet werden können.
“Es war ein Wunder, dass wir viele Menschen mit unterschiedlichen Ansichten einbeziehen konnten”, so der Bischof. Unter Regierungsvertretern gebe es militante Atheisten; aber nicht alle seien so. “Ich habe auch Christen getroffen, die ihren Glauben mit Überzeugung leben und die uns unterstützt haben.”