Seit mehr als einem Jahr ist die evangelische Gemeinde im württembergischen Langenau Ziel antisemitischer Anfeindungen. Nun sind Kirche und Rathaus mit judenfeindlichen Parolen beschmiert worden. Die Polizei erhöht ihre Präsenz.
Nach antisemitischen Schmierereien an der evangelischen Martinskirche und am Rathaus im württembergischen Langenau ermittelt der Staatsschutz. Das teilte das Polizeipräsidium Ulm am Montag mit. “Die Polizei verstärkt zudem ihre Präsenz im Bereich Langenau”, hieß es weiter. Bislang lägen keine konkreten Hinweise auf Tatverdächtige vor, die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. “In diesem Zusammenhang wurden auch Spuren gesichert, die nun ausgewertet werden”, so die Polizei. Dabei prüfen die Ermittler auch, ob Videoaufnahmen vorhanden sind, die als Beweismittel in Betracht kommen.
Ein Polizeisprecher bestätigte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) einen SWR-Bericht, wonach Unbekannte am Wochenende antisemitische Parolen an das Portal der Martinskirche und an das Rathaus in Langenau (Alb-Donau-Kreis) geschmiert hatten. “Boycott Israel” und “Juden vergasen” war demnach in roter Farbe auf die Mauern gesprüht.
Die evangelische Gemeinde und deren Pfarrer erleben nach Angaben der württembergischen Landeskirche seit mehr als einem Jahr Anfeindungen wegen ihrer Solidarität mit jüdischen Menschen. Antisemitische Aktionen richteten sich auch gegen das Wohnhaus des Pfarrers und seiner Familie. Laut einem früheren Bericht der “Schwäbischen Zeitung” waren die Begriffe “Zionist” und “Faschist” auf Aufklebern zu lesen, die Unbekannte am Eingangstor des evangelischen Gemeinde- und Pfarrhauses in Langenau angebracht hatten.
Auf die Frage, ob nach den neuerlichen Vorfällen der Schutz für den Pfarrer und seine Familie erhöht werde, sagte der Polizeisprecher der KNA: “Die erhöhte Polizeipräsenz schließt auch die Personen mit ein, die involviert sind.”
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl erklärte bereits im Oktober, nicht nur Juden sähen sich inzwischen Hass und Anfeindungen ausgesetzt, sondern auch solche Menschen, die sich öffentlich für jüdisches Leben einsetzen. Gemeindepfarrer Ralf Sedlak habe in einem Gottesdienst nach dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 das Kanzelwort des Landesbischofs verlesen, das Solidarität mit den israelischen Opfern zum Ausdruck gebracht habe. Seitdem sei Sedlak verbalen Angriffen und Drohungen ausgesetzt.