Die Evangelische Sportarbeit organisiert seit 50 Jahren eine Kirchenfußball-Liga. Und hofft auf Nachwuchs
Von Sibylle Sterzik
Oben auf dem Schrank blinken die Pokale. Sie künden von Turnieren im Fußball, Volleyball oder Tischtennis. Fast meint man, die Jubelschreie der Sieger in der Geschäftsstelle der Evangelischen Sportarbeit Berlin-Brandenburg e.V. (ESBB) zu hören. In dem provisorisch eingerichteten Raum in der Epiphaniengemeinde in Berlin-Charlottenburg hat die ESBB gerade ein neues Zuhause gefunden.
Im AKD war kein Platz mehr, erzählt Klaus Pomp, 1. Vorsitzender des Vereins. Dass er dies bedauert, ist nicht zu überhören. Ursprünglich kam die Sportarbeit aus der Konfirmandenarbeit, sammelte Gruppen aus Kirchengemeinden. Doch die älter werdenden Spieler passten nicht mehr in die Jugendarbeit. Auch sonst in der Kirche fand sich kein Dach. So gründete die Sportarbeit vor 25 Jahren einen eigenen Verein. Doch die Anbindung an die Kirche bleibt entscheidend. „Das ist unser Ursprung“, sagt Pomp. Die ESBB organisiert Kirchen-Turniere für die fünf Sparten Tischtennis, Fußball, Handball, Volleyball. Ein wichtiger Partner ist der CVJM, der die bundesweiten Eichenkreuz-Wettkämpfe im Fußball vorbereitet. Nur beim jüngsten Zweig, dem Wandern, geht es nicht um einen Pokal. Kontakte zu Wandergruppen werden geknüpft und Informationen zu Wanderpfaden angeboten. 2016 fand zum dritten Mal die Passionswanderung von Baitz nach Bad Belzig statt. Auch zum Sportschiffergottesdienst wird auf Schusters Rappen durch die Natur gestapft.Was wohl kaum jemand weiß: Die ESBB organisiert seit 50 Jahren eine Kirchenfußball-Liga. Derzeit spielen darin 18 Berliner Mannschaften eine komplette Saison in der Oberliga und der 1. Leistungsklasse, der zweiten Liga. Jeden Samstagvormittag wird gespielt. Es gibt mindestens 20 Punktspiele, Pokalwettbewerb, Hallenturnier und die überregionale Deutsche Eichenkreuz-Meisterschaft. „Erlebnis geht vor Ergebnis“, betont Klaus Pomp. „Auf die Gemeinschaft kommt es an.“ „Wir sind professionell aufgestellt, bieten fertige Rahmenbedingungen“, sagt Jens Schmidt, 2. Vorsitzender des Vereins. „Wir organisieren jeweils die Turnierleitung.“ Von Räumlichkeiten über Spielansätze, Ergebnisse, Schiedsrichter und Sportgericht – für alles sorgen Ehrenamtliche der ESBB. Auch muslimische Mannschaften von Moscheegemeinden machen mit. In der Jubiläumssaison 2015/2016 hat aktuell das katholische Team Don Bosco Berlin die Nase in der Oberliga vorn.Der sportliche Eifer hat eine Mitte, nicht das runde Leder oder den Tischtennnisball, das auch. Das Verbindende aber ist der Glaube: Saisoneröffnungs- und Abschlussgottesdienste und Andachten bei Meisterschaften. „Wir betonen, woher wir kommen“, sagt Klaus Pomp (73) aus Bad Belzig. Aber was hat Fußball mit dem Evangelium zu tun? „Er ist eine Chance, Jugendliche zu erreichen“, sagt Pomp. Mit einem sinnvollen Freizeitangebot aus den Gemeinden heraus.Obwohl die Kirchenliga evangelisch ist, werden Gästesportgruppen aufgenommen. Melden können sich alle Mannschaften, die einen Träger haben, wie Kirchengemeinden, Jugendclubs oder andere sozialen Einrichtungen. Gespielt wird nach den Regeln des DFB. Mehr Infos gibts auf www.kirchenliga-fussball.de. „Wir bieten einen organisierten Spielbetrieb an. Wenn alle Spieler mindestens 16 Jahre alt sind, Obergrenze offen, können die Mannschaften aus Gemeinden einsteigen“, sagt Bauingenieur Jens Schmidt, der selbst in einer Lichterader Elf spielte, mit 47 aber nur noch ersatzweise mitkickt. In Berlin dürfen die Mitglieder auf öffentlichen Plätzen spielen. Denn der ESBB ist Mitglied im Landessportbund Berlin – als Verband mit besonderer Aufgabenstellung. Der Mitgliedsbeitrag ist erschwinglich, 15 Euro im Jahr. Etwa 80 zahlende Mitglieder gibt es derzeit und rund 1500 aktive Sportler und -innen mit einem geringeren Spielerbeitrag, um das Soziale zu betonen. Dieser Beitrag fließt überwiegend an den Landessportbund Berlin. Mit diesem Beitrag ist der Versicherungsschutz gewährleistet.Die Sportarbeit ist auf der Suche nach neuen Mannschaften. Zum bundesweiten Konfi-Cup konnten 2016 keine Spieler aus der EKBO nach Köln fahren. Das soll wieder anders werden. Der Verein sucht Kontakte zur Konfirmandenarbeit, zu Evangelischen Schulen, zur Jugendarbeit, zu Kitas oder Seniorensport. Doch die Kräfte sind begrenzt. „Allein schaffen wir das nicht“, sagt Jens Schmidt. Eine hauptamtliche Stelle wäre „ein Traum“, ist aber derzeit nicht in Sicht. „Wenn wir ein Portal hätten, mit allem, was an Sport in Gemeinden gemacht wird, wäre das schon toll“, sagt Jens Schmidt.
Auch Flüchtlinge sind beim Kirchensport willkommen. Kleine, feine Pflänzchen wachsen da. Die Tischtennisgruppe der Kirchengemeinde am Lietzensee lud Flüchtlinge ein. Im Gespräch ist ein Fußballturnier mit gemischten Mannschaften.
Beim „Fest des Sports“ am 28. August im Olympiapark können Kicker am Stand der ESBB ihre Schussgeschwindigkeit messen lassen. „Wir zeigen dort, dass es Kirche und Sport gibt“, sagt Pomp. Wer mehr wissen möchte: Dreimal im Jahr erscheint „Spuk“, die Vereinszeitung der ESBB.