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Empfang für den neuen Papst mit Pauken und Trompeten

Mit Spannung war das erste Mittagsgebet des am Donnerstag gewählten Papstes erwartet worden. Zehntausende bereiteten ihm einen fulminanten musikalischen Empfang. Leo XIV. enttäuschte nicht – und sang sogar selbst.

Regie wie von ganz oben. Ausgerechnet das erste Mittagsgebet des frischgewählten Papstes Leo XIV. am Sonntag auf dem Petersplatz fiel zusammen mit der langgeplanten Wallfahrt von Musikgruppen aus aller Welt. Nach dem Gottesdienst für die rund 13.000 Teilnehmer auf der Piazza Cavour hinter der Engelsburg marschieren Armee- und Polizeimusikkorps aus Italien oder Spanien, Sambaformationen aus Mexiko, Trachtenkapellen aus Bayern und Fahnenschwinger-Gruppen aus Rom über die prachtvolle Via della Conciliazione zum Petersplatz.

Es dauert, bis alle Gruppen, je eigene Musik spielend, dort angelangt sind, bejubelt von Menschenmassen, die dort teils seit dem Morgen ausharren. Christina und Johann Max aus Rastatt gönnen sich die Reise zu ihrem 20. Hochzeitstag. “Wer hätte denn bei der Planung ahnen können, dass ausgerechnet jetzt ein neuer Papst gewählt ist, aber wir freuen uns sehr über den schönen Zufall.”

100.000 Menschen recken die Hälse Richtung Mittelloggia des Petersdoms, wo gleich das 267. Oberhaupt der katholischen Kirche auftreten soll. Unterdessen mischen sich fetzige Rhythmen mit dem Triumphmarsch aus Verdis “Aida”. Die jungen “Sbandieratori Di Anagni” werfen gekonnt ihre orangefarbenen Fahnen in den inzwischen blauen römischen Himmel – und fangen sie geschickt wieder auf.

Daria aus Dublin hat die Romreise auch schon lange geplant. “Super, jetzt kriege ich zwei tolle Ereignisse zum Preis von einem”, lacht die junge Frau. Sie ist gespannt, ob der neue Papst sich ebenso politisch äußern wird, wie es der am Ostermontag mit 88 Jahren gestorbene Papst Franziskus oft tat.

Robert Francis Prevost, den die 133 Kardinäle am Donnerstag nach weniger als 24 Stunden zum Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken wählten, ist der erste US-Amerikaner im Amt. Zugleich hat der 69-Jährige und langjährige Leiter des Augustinerordens auch einen peruanischen Pass, da er neun Jahre Bischof der Diözese Chiclayo war. Viele trauen ihm zu, die Kirche als geistliches Oberhaupt zu festigen und zugleich deutliche politische Signale zu setzen.

Um Punkt zwölf ist es soweit: Der rote Vorhang am mittleren Balkon der wichtigsten Kirche der katholischen Christenheit öffnet sich. Lächelnd und winkend tritt Leo XIV. im typischen weißen päpstlichen Ornat heraus, die Menge johlt, es ertönen Sprechchöre. “Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!”, ruft der schmale Mann über den Platz.

In seiner Ansprache am katholischen Fest des Guten Hirten erinnert er daran, wie wichtig neue geistliche Berufungen für die Kirche sind. Ausdrücklich dankt er den vielen Musikern des Heilig-Jahr-Treffens der Musikkapellen und der Volksmusik, die mit ihren Darbietungen “das Fest Christi, des Guten Hirten” bereicherten. “Ja, er ist es, der die Kirche mit seinem Heiligen Geist leitet”, betont der in Chicago geborene studierte Mathematiker und Kirchenrechtler. Dann betet er das “Regina Coeli”, das Mariengebet, das für die Zeit nach Ostern vorgeschrieben ist. Zur Überraschung singt er mit klarer Stimme die liturgischen Gesänge.

Anschließend folgt seine mit Spannung erwartete politische Ansprache. Leo XIV. erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945. “Nie wieder Krieg!”, ruft der Papst unter dem lauten Beifall der 100.000 auf dem Platz. Wie Papst Franziskus wolle auch er nie müde werden, anhaltenden Frieden zu fordern.

Auch den Krieg in der Ukraine spricht er an; mit Blick auf den Nahost-Konflikt beklagt er die Lage im Gazastreifen, fordert er eine sofortige Feuerpause, freie humanitäre Korridore und Hilfe für die geplagte Zivilbevölkerung sowie die Freilassung aller Geiseln. Am Ende seines gut zwölfminütigen Auftritts bittet er um das “Wunder des Friedens”.

Josef Diebold vom Präsidium des Deutschen Schaustellerbundes ist mit 56 Leuten nach Rom gekommen. Auf den bunten Flaggen der Schausteller, die etwa aus Augsburg und Rostock kommen, steht “Die weite Welt ist unser Feld”. Über das, was er und seine Gruppe heute in Rom erlebt hat, findet Diebold nur ein einziges Wort: “Historisch.”