Immer weniger Menschen in Deutschland bekommen noch Kinder. Und wer es doch tut, bewegt sich schnell am emotionalen Limit. Genervt, gestresst und voller Selbstzweifel.
Jeder zweite Elternteil fühlt sich häufig überfordert, jeder sechste sieht sich sogar akut von einem Burnout bedroht. Besonders gefährdet sind Eltern unter 30 Jahren. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie “Familie und Erziehung” der Krankenkasse Pronova BKK, für die 2.000 Mütter und Väter befragt wurden.
Demnach reagiert fast jeder zweite Elternteil oft oder manchmal gereizt auf harmlose Missgeschicke der Kinder. Die Hälfte der Eltern kennt das Gefühl, den eigenen Anforderungen nicht gerecht zu werden. 60 Prozent aller Befragten machen sich große Sorgen, bei der Erziehung ihrer Kinder etwas falsch zu machen. “Gerade junge Eltern haben heute oft den Anspruch, alles perfekt zu machen”, sagte dazu Nina Grimm, Familienpsychologin für die Pronova BKK.
Zweifel an der eigenen Erziehungsfähigkeit haben vor allem die Mütter: Fast jede zweite stellt ihre Eignung als Mutter regelmäßig infrage – bei den Vätern ist es nicht einmal jeder Dritte. Ein möglicher Grund: Mütter fühlen sich deutlich häufiger alleingelassen. 58 Prozent bemängeln eine fehlende Unterstützung durch Partner oder Familie, während es bei den Vätern nur 37 Prozent sind. “Eltern brauchen ein tragfähiges Netzwerk aus Großeltern, Freundeskreis und Nachbarschaft, um im Familienalltag nicht unterzugehen”, so Grimm.
16 Prozent der befragten Eltern stufen ihr Burnout-Risiko als hoch ein. Besonders häufig betroffen sind auch hier Mütter: Mehr als jede zweite sieht sich zumindest mäßig gefährdet, bei den Vätern sind es 46 Prozent. Auch das Alter spielt eine Rolle: Ein Drittel der 46- bis 60-jährigen Eltern sieht sich gar nicht gefährdet, bei den 18- bis 30-Jährigen gilt das nur für 16 Prozent.
Die Studie zeigt auch: Mehr als die Hälfte der Eltern hat das Gefühl, dass ihre Rolle als Mutter oder Vater von anderen nicht ausreichend gewürdigt wird. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 58 Prozent. Grimm führt die mangelnde Wertschätzung auf ein gesellschaftliches Muster zurück. Dazu Grimm: “Vor allem die unbezahlte Care-Arbeit, die nach wie vor überwiegend von Müttern geleistet wird, bleibt gesellschaftlich und finanziell weitgehend unsichtbar.”