Elon Musk hängt in den Seilen. In der ersten Jahresausstellung der neu gestalteten Dresdner Puppentheatersammlung wird der US-amerikanische Unternehmer und Milliardär an einem Roboterarm als Marionette geführt. Die Tesla-Chef-Puppe spricht, tanzt, hat Schluckauf und hebt ins Weltall ab, landet aber kurz darauf unfreiwillig wieder auf der Erde.
Die Berliner Theatergruppe Rimini Protokoll hat für die Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) eine Ausstellung inszeniert, die sich mit den Themen Manipulation und Kontrollverlust beschäftigt. Unter dem Titel „Alter Ego Raubkopie“ wird diese vom 7. September an in den neuen Räumen im Dresdner Kraftwerk Mitte zu sehen sein.
Die Musk-Marionette mit etwa 20-minütigem Bühnenauftritt sei ein Teil davon, sagte Stefan Kaegi vom Kuratorenteam Rimini Protokoll. Etwa 30 Zentimeter groß, in schicker schwarzer Hose und schwarzer Lederjacke wird sie von sich erzählen und auch Fragen stellen. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine klassische Marionette, mit Fäden an den Gliedmaßen und am hölzernen Kopf. Geführt und gesteuert wird sie aber von einem eigens für die Inszenierung entwickelten Roboter.
Dass die Theatergruppe den 52-jährigen Musk als Vorlage auswählte, habe nicht zuletzt mit seiner enormen Bekanntheit zu tun, mit seiner Ambivalenz und seinem Agieren in der digitalen Welt, sagte Kaegi: „Und wir wollten ihn auch von Sockel herunterholen.“ Für Mitkuratorin Helgard Haug ist es vor allem das Entgrenzte, dass es zu zeigen gelte, und dass sich ein Mensch über so vieles hinwegsetze.
Während der digitalen Puppentheater-Inszenierung spricht die Marionette mit ihrem Roboter, will von ihm umprogrammiert werden, fragt ihn: „Bin ich echt oder Fake?“ Die Rimini-Gruppe lässt Musk Sätze sagen wie: „Wir müssen uns als Team verstehen, Daten austauschen“. Die Marionette versichert: „Ich bin alles andere als eine Maschine.“ Und fragt ihr Publikum: „Seid ihr lieber Puppe oder Puppenspieler?“ und: „Was ist menschlich?“
Seine Unternehmen wie SpaceX und Tesla haben den aus Südafrika stammenden Musk zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht. In der Dresdner Ausstellung nimmt er mit seinem Mini-Handy in der Hand Selfies mit dem Publikum auf. Er kann sich auf 14 verschiedene Arten bewegen und sich dabei auch um die eigene Achse drehen, nur den Blick nach oben richten, das kann der hölzerne Puppenkopf offenbar nicht.
Gestaltet hat die Marionette der renommierte Puppenbauer Christian Werdin. Die Puppe sowie die dazugehörige Technik und Bühne haben Stifter und Stifterinnen des Freundeskreises der Kunstsammlungen erworben.
In dem Projekt spiegelten sich zentrale Themen der Gegenwart, etwa wie die Künstliche Intelligenz (KI) die Gesellschaft verändert, sagte SKD-Chefin Marion Ackermann. Ackermann bringt es so auf den Punkt: „Der Avatar von heute ist die Marionette von gestern.“ Auch dies wird in der Ausstellung thematisiert.