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Elf Leitsätze – und wie weiter?

In der neuen Reihe „Quer“ stellt ­Pröpstin Christina-Maria Bammel einmal im Monat Thesen, Themen, Gegenwartsfragen, aber auch Ereignisse von gestern und heute auf den Prüfstand.

Von Christina-Maria Bammel

Die elf Leitsätze des Z-Teams der EKD provozieren nicht wirklich. Viel Richtiges ist gesagt: „Diakonisches Engagement ist kraftvoller, wenn es zusammenwirkt.“ Klar! „Partnerschaftliches, dialogisches, situativ“ vorgehendes missionarisches Handeln ist förderungswürdig. Dafür! „Aufgeblähte Strukturen abbauen und ausufernde Kosten vermeiden“ – will ich! „Selbstbezügliche Insti­tutionen werden aufgegeben.“  Schnell! „Neue Formen der Versammlung ums Wort.“ Sicher. Sind mitten drin! Der Rückbau der parochialen Flächen-Strukturen ist kein Verrat am Evangelium. Rechtliche Selbstständigkeit von Gemeinden nicht um jeden Preis verteidigen, sondern die geistliche Selbstständigkeit stark machen. Alles richtig und nicht neu. In Sprache und Formulierung bitte nicht verkrallen, auch wenn man nach der Lektüre gern ­einige Worte in den Sabbat schicken möchte, damit sie ein bisschen ausruhen. 

Klar könnte man noch Vermisstes ergänzen, ­klagen über fehlende Differenzierungen. Doch angesichts der herübergereichten Kritik-Blumensträuße vielleicht mal die vorsichtige Frage, welche eierlegenden Wollmilchsäue man denn von elf  Leitsätzen erwartet. Ich will nichts schönreden, aber geht’s nicht schon lange ums Machen? Genügt es nicht, damit in der Hand eine nüchterne To-do-Liste zu machen? Da kann drauf: Die Mittel klar nach den Aufgaben einsetzen und weniger nach Gemeindegliederzahlen. Gibt viele Gründe dagegen, ich weiß. Weiß auch, dass jede To-do-Liste eine Not-to-do-Liste braucht. Kommt vielleicht unser ­üppiges Beauftragungswesen drauf. Unsere Kirche könne „elegant und smart“ in ihren Kleidern werden, hat jemand gemeint. Ich denke, sie sollte erst mal in der richtigen Kleidergröße ankommen, damit es an den Füßen nicht zu kurz ist und an den Armen nicht schlabbert. Es geht nicht darum, das institutionelle Kleid bis zur Lächerlichkeit umzukrempeln. Ausziehen und Aufräumen! Solche Abschiede sind ja auch eine Lust. Jede Menge Lust sehe ich bei denen, die längst probieren, was in den Leitsätzen steht; sie wollen ihre gastfreundliche Gemeinde zur „mehrkonfessionellen Gemeinde“ öffnen, gehen schon längst ins ­Risiko zusammen mit Partnern in Diakonie und Nachbarschaft, etwa mit Kita-, mit Inklusions- und Ausbildungsideen mit mehr als den im Papier gedachten zehn Prozent des Haushalts. Dafür verzichten sie auf anders, haben die Not-to-do-Liste erstellt und investieren aus Hoffnung.