Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat erneut Medienberichte zurückgewiesen, wonach sie bereits vor vielen Jahren über Missbrauchsvorwürfe gegen einen Siegener Musiker informiert gewesen sei. “Ich bin entsetzt und wütend, aktuell so furchtbare Schilderungen über eine Person zu erfahren, von der ich bislang nur ein anderes Gesicht wahrgenommen hatte”, sagte Kurschus laut einer Mitteilung von Dienstag. Zunächst hatte die “Siegener Zeitung” über die Vorwürfe berichtet.
Kurschus ist auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Zu dieser gehört der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein. Von 2005 bis 2012 war sie Superintendentin des damaligen Kirchenkreises Siegen (seit 2023 Siegen-Wittgenstein).
“Dass ich die seit Anfang dieses Jahres beschuldigte Person aus der Zeit meiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Kirchenkreis Siegen gut kenne, ist allgemein bekannt. Hinweise auf sexualisierte Gewalt hat es in dieser Zeit mir gegenüber nicht gegeben”, versicherte Kurschus. In Gesprächen vor vielen Jahren sei zwar die sexuelle Orientierung des Beschuldigten thematisiert worden, zu keiner Zeit aber der Tatbestand sexualisierter Gewalt. Der gesamte Fall und der Umgang der Kirche damit müsse und werde ergänzend zu den behördlichen Ermittlungen extern, unabhängig und ohne Ansehen der Personen aufgearbeitet.
Laut “Siegener Zeitung” soll Kurschus schon Ende der 1990er-Jahre über die Vorwürfe gegen den Kirchenmitarbeiter informiert worden sein. Sie beruft sich dabei auf Aussagen eines Mannes. Damals war Kurschus Gemeindepfarrerin in Siegen. Die heutige EKD-Ratsvorsitzende soll laut dem Bericht auch Patentante eines Kindes des Täters sein.
Wie Medien am Montag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Siegen berichten, gibt es bislang keine Hinweise auf eine strafrechtliche Relevanz der Vorwürfe gegen den Mann. Offenbar habe der Beschuldigte seine Stellung dazu ausgenutzt, um erwachsene junge Männer zu verführen.