Um ihren defizitären Haushalt zu sanieren, will die Evangelische Kirche von Westfalen ihre Ausgaben auf der landeskirchlichen Ebene dauerhaft um mindestens 8,8 Millionen Euro senken. Dieses Sparvolumen soll bis Ende 2027 erreicht werden. Die Landessynode als oberstes Organ der viertgrößten deutschen Landeskirche machte sich am Samstag einen von der Kirchenleitung vorgelegten Maßnahmenkatalog zu eigen, Details sollen bei der nächsten Synodentagung im Herbst beschlossen werden. Die Liste enthält folgende Maßnahmen:
LANDESKIRCHENAMT: Im Landeskirchenamt in Bielefeld, dem Hauptsitz der westfälischen Kirche, sollen die Personal- und Sachkosten um 20 Prozent reduziert werden, um Einsparungen von sechs Millionen Euro zu erreichen. Dies soll durch eine tiefgreifende Strukturreform und die Reduzierung von Aufgaben erreicht werden.
STUDIERENDENGEMEINDEN: Auch die Arbeit der Evangelischen Studierendengemeinden soll neu strukturiert werden. Der landeskirchliche Etat soll dadurch um 500.000 Euro entlastet werden.
TAGUNGSHAUS: Das Haus Landeskirchlicher Dienste in Dortmund soll als Tagungsort aufgegeben werden, um Doppelstrukturen abzubauen. Die Maßnahme soll 140.000 Euro einsparen.
ÄMTER UND EINRICHTUNGEN: Die Aufwendungen für die Ämter, Werke und Einrichtungen auf der landeskirchlichen Ebene soll im Zuge einer Budgetierung insgesamt um 20 Prozent verringert werden. Davon werden Einsparungen von 940.000 Euro erwartet.
ZUSCHÜSSE: Insgesamt ein Fünftel weniger Zuschüsse sollen an Dritte gezahlt werden, beispielsweise kirchennahe Institutionen oder Projekte. Hier werden Einsparungen von einer Million Euro erwartet. Betroffen wäre unter anderem die Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo). Sie wird gemeinsam mit der Evangelischen Kirche im Rheinland getragen, die als größte Geldgeberin im Juni grundsätzlich über die Zukunft der KiHo entscheiden will.
HOCHSCHULE FÜR KIRCHENMUSIK: Kürzungen sind auch bei der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten vorgesehen. Hier werden zwei Alternativen vorgeschlagen: Eine Aufgabe der bisherigen vollständigen Ausbildung, die durch kirchliche Zusatzmodule für bereits ausgebildete Musiker ersetzt wird, würde eine Einsparung von einer Million Euro ergeben. Eine Fortführung der grundständigen akademischen Ausbildung, zusammengeführt an einem Ort, soll mindestens 300.000 Euro einsparen. Vorerst gestoppt, aber noch offen ist eine mögliche Zusammenführung in einem Neubau in Bochum, der vor Auftauchen des Haushaltsdefizits bereits beschlossen war.
EVANGELISCHE SCHULEN: Im Blick auf die sieben Schulen der Landeskirche sollen Gespräche mit den Kommunen und dem Land geführt werden, um den Finanzbedarf für den Trägeranteil „sehr deutlich“ zu reduzieren. Auch ein Trägerwechsel ist nicht ausgeschlossen. Erklärtes Ziel ist, „evangelische Bildungsarbeit an Schulen zukunftsfest zu gestalten“. Die westfälische Kirche investiert jährlich acht bis neun Millionen Euro in ihre Schulen, Tendenz steigend. Das Sparziel ist in diesem Bereich nicht beziffert.
STRUKTUREN: Insgesamt sollen die Strukturen schlanker und effizienter werden. Dazu werden mehr interne und externe Kooperationen sowie eine stärkere Aufteilung der Aufgaben zwischen den drei kirchlichen Ebenen Landeskirche, Kirchenkreise und Gemeinden angestrebt. Es soll geklärt werden, welche Aufgaben und Dienstleistungen die Ebene der Landeskirche künftig noch erbringen soll.